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Donnerstag, 25. August 2011

Amaro amoroso

(für Profiler ;-))

An der Bar, da sitzt die Lotti
trinkt den zehnten Ramazzotti
mit Zitrone, ohne Eis
wie Enzo hinterm Tresen weiß.
Gerührt ist Lotti und der Drink geschüttelt,
ihr Magen ziemlich aufgerüttelt.

Seit vielen Stunden sitzt sie hier
bei Ramazzotti, Stift, Papier.
Dazu verschlingt sie Schokolade.
(Hat sie gar eine Schreibblockade?)
Das Denken fällt ihr jetzt schon schwer
das Glas ist voll, der Kopf ist leer.

Ihr fragt euch, was die Lotti plagt?
Overworked and underfucked
ist die Gute schon seit Wochen!
So, das hätten wir besprochen.
Der Barmann mit dem geilen Blick
hätt nix gegen ’ nen heißen ...

Er glaubt, die Lotte steht auf Dichter
deshalb löscht leise er die Lichter
beugt sich vornüber, ganz zerzaust.
Einen Vers aus Goethes Faust
kramt mühsam aus dem Hirn er vor
und flüstert ihn in Lottis Ohr:

„Schönes Fräulein, darf ich wagen
Arm und Geleit Ihnen anzutragen?“

„Was bist du für ne blöde Sau!
Verdammt, ich steh auf deine Frau!“
so lallt die Lieselotte trunken
und schimpft den haltlosen Halunken.
Ihm an den Kopf schmeißt wütend Lotti
das schwere Glas samt Ramazzotti

Der Enzo sackt zusammen, ist er tot?
Das Blut färbt seine weiße Weste rot.
Sie sitzt am Hocker, schluchzt und schreit:
„Es tut mir alles schrecklich leid!“

Auf dem Heimweg denkt die Lotti
Wie schade
um den Ramazzotti.

Dienstag, 23. August 2011

Ohne Titel

Ich gehe, sagst du
und presst dich an mich
gierig und heißer
als je zuvor
Jedem Abschied
wohnt ein Zauber
inne/halten/fest
den Augenblick

Bleib noch ein wenig
schnurre ich
als sich deine
wohlige Schwere
auf meinen Leib legt
bleib noch ein wenig
für immer

Nichts ist für immer
dringst du in mich
und ich halte/still/die Hand
auf deinen Mund
dein Atem/Stoß
heiß und vielversprechend

Nichts versprechen.
Nur sein.
Bleib, wenn du gehst, ja?
Merci für die Hitze,

Sommer.

Freitag, 19. August 2011

Meineid

„Madl, wennst fliagst, genieß den Flug und denk net an die Landung“, hatte ihr der Tiroler Paragleitlehrer vor dem Flug mit auf den Weg – und ins Leben gegeben.
Üblicherweise schlug sie Ratschläge in den Wind. Dieser war wohl der einzige, den sie konsequent befolgte.

Sie hob ab. Genoss den Augenblick, in dem sie den Boden unter den Füßen verlor. Flog mit den Adlern. Schwebte ihrem Alltag davon, der Sonne entgegen. Sie fühlte sich leicht und unabhängig und geborgen in der Luft. Sie hörte die Geschwindigkeit rauschen, spürte den Wind auf ihren Wangen, roch die Freiheit, bittersüß, schmeckte das Abenteuer. Sie schloss die Augen, um all das noch intensiver zu spüren, zu riechen, zu schmecken, zu hören, gab sich ganz dem Gefühl hin, zu fliegen. Stark und unbesiegbar fühlte sie sich in ihrer Zartheit und Verletzlichkeit.

Dann prallte sie auf. Einmal auf dem falschen Fußballplatz, manchmal im hohen Gras, einmal mitten unter Kühen und Stieren, manchmal gerade noch neben der Stromleitung und nicht darin. Glück im Unglück. Oder Unglück im Glück. Was auch immer. Leben halt.
Mit blutendem Herzen landete sie. Mit blauen Flecken auf der Seele. Danach leckte sie die Wunden. Sie wusste, es würden Narben bleiben. Es blieben immer Narben. Körper und Seele waren übersät von Narben. Jede einzelne erzählte eine Geschichte. Jede einzelne erinnerte an die Schönheit des Fliegens.

Sie nahm die rosarote Brille ab, raffte den bunten Schirm zusammen und weinte bitterlich. Sie schwor sich, nie wieder zu fliegen.

Nie, nie wieder.

Sonntag, 31. Juli 2011

Silber, Blut und Tränen

Same procedure as every year:
Man nehme: Ein Bergdorf in Kärnten. Die verrückteste Kursleiterin der Welt. Die Freundin. Kärntner Nudeln. Säge. Hammer. Lötkolben. Silber. Steine. Liebenswerte, hilfsbereite, witzige KursteilnehmerInnen. Den Sohn. Die Freundin. Marillenschnaps. Spaß. Tränen. Blut.

Die Testsiegerin fragt vorher meistens Freunde und Familie nach etwaigen Wünschen. Der Sohn hat bis jetzt noch nie Wünsche geäußert. Schmuck ist Weibersache. Aber ein neuer Traktor braucht einen Schlüsselanhänger.
schluedav
(Silber auf Bremslicht ;-))

Die Testsiegerin hat immer viele Wünsche. Viele Ideen. Wie zum Beispiel diese hier:

filzring1
Silber mit selbstgefilzter Halbkugel

Und weil eine Kursteilnehmerin eine Schachtel voller Glasbausteine im Gepäck hatte, entstand dieses Kollier:

kollier
kolliernah
Silber mit Glasmosaiksteinen

Ich lötete gerade die Fassung, als hinter mir ein Schrei ertönte. Wildes Geratter. Die Kette, an der die Freundin zwei Tage lang gearbeitet hatte, verfing sich in der Schleifmaschine.
Blut tropfte aus Fingern. Tränen aus Augen. Ein besonnener Ersthelfer. Mit Blaulicht, Rettung und Freundin ins Krankenhaus. "Die Mutti bleibt draußen", sagt die Angestellte der Notaufnahme. Danke herzlichst.
Meine Nerven flattern, während der Nerv im Finger meiner Freundin zusammengenäht wird. Danach lacht sie wieder. Mit Verband und Schiene. Und schaut uns zu, wie wir weiter schmieden. Und plant Entwürfe fürs nächste Jahr.

froschk1
Der Froschkönigring gehört mir, sieht aber auf dem Finger meiner Tochter doch etwas schöner aus als auf meinen verschrumpelten ;-)
froschkfinger
Die winzigen Kügelchen am Krönchen haben mich nahe an den Rand des Wahnsinns gebracht.

Weil auch ein Ohr (das, das noch gut hört) geschmückt werden will:
ohrschmuck1
Aluminium, Kupfer und isländischer Lavastein

Donnerstag, 21. Juli 2011

Speckwürfelpoker

inspiriert von da

„Den Regenwurzelaufguss mit Milch und Zucker?“, fragte der Ober gelangweilt und desinteressiert.
„Mit lactosefreier Schöllkrautmilch, bitte, und wenn geht mit Nichtraucherglukose“, sagte die Ökotussi Susanne und blätterte in der Zeitung. Wissen Sie, ich bin der Typ Gesunder Esser. Steht da in der Zeitung.“ Sie knallte den Artikel auf den Tisch.
„Aha.“ Der Ober zuckte mit den Achseln.
„Sie ist strenge Vegaterrianerin“, erklärte der Begleiter der nicht mehr ganz jungen Frau, „verstehen Sie? Ich dagegen zähle zur Kaste der Ritualesser.“
„Darf es was zum Kaffee dazu sein? Dickichtschnitten hätt’ma im Angebot.“
„Dick? Ich? Was erlauben Sie sich!“
„Susanne“, ihr Begleiter tätschelte ihr zärtlich den Arm und biss in den Punschkrapfen, „so beruhige dich doch. Er hat es nicht so gemeint.“
„Ich hab im Internet gelesen, was falsche Ernährung anrichten kann. Ja, ich weiß, wir sterben alle. Vielleicht sterbe ich nicht gesünder, aber mit weniger Chemie im Körper als du.“
„Glückwunsch.“ Sein Tonfall war jetzt nicht mehr mitleidsvoll beruhigend, sondern zynisch. „Weißt du, was du hast? Eine ausgewachsene Onlinestriezelneurose. Schön langsam hab ich das satt.“
„Wir leben in einer Lichtwegwerfgesellschaft“, philosophierte sie und wandte ihren Blick nach oben zum Müllschlampenschirm in plumpsklograu, der das Café in ein warmes Licht tauchte. „Und Schau mal hinaus. Sogar die Sonne vergeudet verschwenderisch ihre Energie, anstatt sie für Regentage aufzuheben. Sogar die Natur hat Stress bei dieser Hitze. Massiven Treibholzstress.“
„Du meinst Treibhausstress?“
„Treibholzstress“, wiederholte Susanne. „Dabei fühle ich so eine Kastaniensehnsucht in mir.“
„Aha“, sagte der Ober, noch immer gelangweilt und desinteressiert. „Für den Herrn noch etwas zu trinken?“
„Einen Becher Lebkuchenalkohol bitte.“
„Einen Punsch zum Punschkrapferl? Gern, der Herr. Rot oder weiß?“
„Rosé.“
„Was machst du eigentlich morgen? Wir könnten zur alten Streuobstschleuse runter spazieren?“
„Geht nicht.“ Susanne seufzte sonor. „Ich lottere bei meiner Mutter im Pflegeheim herum. Zahnersatzfest. Mir graust jetzt schon. Es gibt passierten Putenbohnenbrei. Und sie spielen Speckwürfelpoker.“

Sonntag, 17. Juli 2011

Zuwachs

Seit gestern haben wir ein neues Familienmitglied.
Neu ist vielleicht ein bisschen übertrieben, denn es ist älter als ich. Neu ist es nur in unserer Familie.

Mein Papa hat es zu seinem Geburtstag meinem Sohn, also seinem Enkelsohn geschenkt. Und einer hat mehr gestrahlt als der andere. Der eine über das Geschenk. Der andere über die Freude im Gesicht des Beschenkten. Er konnte nicht fassen, dass das Geschenk tatsächlich ihm gehört. Aber ein Zettel klebte daran, mit dem Namen meines Sohnes. Und der berührte das Geschenk vorsichtig, als ob er prüfen wollte, ob es tatsächlich real ist und nicht nur eine Halluzination.



traktor

Fuffzehner heißt das neue Familienmitglied, übrigens. Und wir werden den Fuffzehner mit offenen Herzen hier aufnehmen.

Montag, 11. Juli 2011

A

Dienstag, 5. Juli 2011

Müßiggang

Wikipedia: Mit Muße bezeichnet man die Zeit, welche eine Person nach eigenem Wunsch nutzen kann, um sich zu erquicken und zu erbauen, etwa seiner Muse oder den Musen frönend.

Die Muße ist in der Alltagssprache ausgestorben. Wie der Säbelzahntiger im Alltagsleben.
Hauchen wir ihr doch wieder Leben ein. Denn Muße und Wohlleben sind unerlässliche Voraussetzungen aller Kultur. (Max Frisch)

Wie geht ihr müßig? Und was werdet ihr ganz konkret heute tun, um die Muße vom Aussterben abzuhalten?

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
Sleepless im Weinviertel
Ich liege im Bett. Ich bin müde. Ich lese. Eine Romanbiografie...
testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36
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Lo - 7. Jan, 13:36
loving it :-)
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viennacat - 2. Jan, 00:51
Keine weiße Weste
Weihnachtsgeschichte in 3 Akten 1. „Iss noch was,...
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testsiegerin - 27. Okt, 16:22

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