Wenn mich noch mal wer fragt, was der Sinn des Lebens ist, werde ich ihn einladen, ein Wochenende wie das vergangene mit mir zu verbringen. Das ist nämlich der Sinn des Lebens.
Die Zutaten:
Toll3ste Weiber samt Familie und FreundInnen
Feuer - in der Feuerstelle, vor allem aber im Herzen
Gegrillte Wildschweinleber - nein, ich hatte keinen Autounfall, sie kamen von der jährlichen, adeligen Wildschweinjagd (bei der das gewöhnliche Fußvolk die Innereien zum Fraß vorgeworfen bekommt), die ich selbstverständlich aufs Tiefste verachte. Aber die Wildschweinleber schmeckte trotzdem vorzüglich.
Naturnahes Gärtnern - leben lassen, wachsen lassen, wuchern lassen, ernten.
Freche Früchte - der Alkohol im Martini Royal kann es ja nicht gewesen sein.
ein Geburtstagskinds-Genie - nein, ich spreche nicht von Frau Dr. Blubb, sondern ihrem Mentor, welcher nicht nur ein mathematisches, sondern auch ein musikalisches Genie ist. Ich hab mich einfach fallen lassen in die Musik, hab die Augen geschlossen und Bilder von Gnomen, Schlössern, spielenden Kindern, liebenden Paaren gesehen, hab die Leidenschaft im Antlitz des Pianisten gesehen, als er uns mit Hingabe zu seinem eigenen Geburtstag ein großartiges, berührendes Geschenk gemacht hat.
Roland - Ich weiß immer noch nicht, wer Roland ist, aber als Roland endlich da war, gab es wunderbares Essen. Roland ist also definitiv nicht Godot.
Sehr vertraute menschen, vertraute Menschen und noch nicht vertraute Menschen, die einem aber schnell sehr vertraut vorkommen - und damit verbunden das Gefühl, dass einen die Menschenkenntnis auch beim geschriebenen Wort selten im Stich lässt.
Ideen - eine Warnung: Die Toll3sten planen ein Kabarettprogramm, hatten ihre erste Arbeitssitzung und haben bei dieser Gelgenheit gleich geübt.
Lachen, Nähe, Wohlfühlen
Ein Hauch von Kuba. Und Vorfreude auf Seite 100
Danke. Vor allem dir, lieber Steppenhund, für die Einladung zu einem wunderschönen Tag, den wir mit allen Sinnen genossen haben.
Das ist er nämlich, der Sinn des Lebens. Zu genießen, zu berühren, sich berühren zu lasse. Freude schenken und sich an Geschenken freuen.
testsiegerin - 26. Jun, 23:21
„Für angenehme Erinnerungen muss man im Voraus sorgen.“
Paul Hörbiger
testsiegerin - 15. Jun, 21:43
Aufgrund des sensationellen Erfolges bei unserer Premiere laden die Toll3sten Weiber zu einer Wiederholung ihrer Lesung ein.
Mit dabei ist diesmal auch Christine Mark mit ihren tollen Schmuckstücken.
Wenn ihr also das letzte Mal keine Gelegenheit hattet zu kommen, dann kommt diesmal. Wenn ihr da wart und es euch gefallen hat, empfehlt uns weiter und schickt die Einladung an eure Freunde. Wenn ihr nicht genug von uns kriegen könnt, kommt noch einmal (oder nehmt diesmal noch jemanden mit).
Im Anschluss an die Lesung wird gefeiert und getanzt.
Wenn ihr uns schon nicht lesen hören wollt, vielleicht wollt ihr uns ja tanzen sehen ;-) ... oder noch besser: mit uns tanzen.
Wir freuen uns!
testsiegerin - 11. Jun, 09:42
Nicht nur ich... und nicht nur aufgrund meines Alters...
Jetzt auch Frau Dr. Blubb. Nicht irgendwie reif, natürlich. Sondern mit ausgezeichnetem Erfolg reif.
Ganz die Mama.
Ich Rabenmutter saß grad in Frankfurt in einem Restaurant und löffelte Süßkartoffel-Honigmelonensuppe, da kam der Anruf.
Und ich gestehe: Ich habe geweint. Vor mütterlichem Stolz und reifer Rührung. Dabei hat sie es ganz allein geschafft. Nun ja, mit ein wenig Hilfe von oben. (Merci nochmal an den Gott der Mathematik)
Glückwünsche und Geschenke werden gerne entgegengenommen ;-)
O-Ton-Frau Dr. Blubb: "Ich bin nicht reif, da kommt man sich vor wie mit Falten, mit Orangenhaut und mit Dauerwelle und so"
Paperlappapp. Man kann reif sein und sich gleichzeitig jung, begehrenswert und sexy fühlen.
testsiegerin - 9. Jun, 00:03
Ich hab ihn nicht umgebracht. Wirklich nicht.
Der Hermann ist… war… kein schlechter Mensch. Er hat sich immer um alles gekümmert. Ums Haus, um unsere vier Kinder, um die Geldangelegenheiten, um den Urlaub, früher halt… Um mich auch, manchmal. So gut er eben konnte.
Verstanden hat er mich nie. Verstanden hat mich in meinem ganzen Leben nur meine Mutter. Und der Herr Pfarrer. „Gerti“, hat der Herr Pfarrer öfter gesagt, „Gerti, Sie schauen heute so traurig aus“. Das hat der Hermann gar nie gemerkt, wenn er müde von der Arbeit gekommen ist.
Einmal hat der Herr Pfarrer gesagt: „Gerti, Sie sind heute so richtig hübsch.“ Dem Hermann ist es gar nicht aufgefallen, dass ich an dem Tag Lippenstift getragen hab. Trag ich ja sonst nie, wozu auch?
Den Lippenstift hab ich von der Katharina bekommen. Die hat sich nie etwas gesch… nie gekümmert um das Gerede, der war egal, was die Leute im Dorf über sie gequatscht haben. Sie hat es ja auch nicht gehört, weil sie nur zum Schlafen nach Hause gekommen ist. Aber ich, ich hab’s gehört. „Dorfmatratze“ haben sie gesagt. Vor allem die, die sie nicht gekriegt haben. Die Katharina hat zwei Kinder, von zwei unterschiedlichen Vätern, aber sie hat trotz der Kinder immer ihr Ding durchgezogen. Ihr ist egal, ob die Fenster geputzt sind oder die Wäsche der Kinder gebügelt ist. Die ist trotzdem mit Sekt in der Badewanne gesessen und hat gelesen. „Vom Boden kann man nicht essen bei dir, Katharina“, hab ich einmal gesagt. Sie hat gelacht und gesagt: „Ich hab eh einen Tisch.“ So eine ist das nämlich. Na, die hat leicht reden. Aber gern hab ich sie trotzdem. Oder grad deshalb. Sie strahlt meistens so, von innen heraus, verstehen Sie?
Die Katharina ist eine von meinen drei Freundinnen. Die Katharina, die Dorina und die Elena. „Die passen ja gar nicht zu dir“, hat der Hermann immer gesagt, und er hat recht gehabt. Die sind ganz anders als ich, viel aufregender. Das hat der Hermann nicht gesagt, aber er hat es sich bestimmt immer gedacht. Ich hab doch gesehen, wie er sie angeschaut hat.
Warum sind das überhaupt deine Freundinnen, hat die Mama vom Hermann mich einmal gefragt, warum nicht die Herta, die Frau vom Josef, die ist viel mehr wie du. Sie sind meine Freundinnen, weil sie eben so ganz anders sind als ich. Durch sie fühl ich mich auch manchmal ein bisschen leicht und lebendig, verstehen Sie? Ich nasche von ihren Abenteuern, ihrem Glück und ihren aufregenden Geschichten. Manchmal träume ich, ich würde auch ein wenig so sein wie sie. Aber dazu ist es jetzt eh zu spät.
Die Elena halten sie eh alle für völlig verrückt, aber das ist ihr auch egal. Ach, hätte ich nur ein bisschen was von ihr. Die Freiheit ist in deinem Kopf, singt sie, wenn ich ihr von der Verantwortung als Mutter und für die Pfarrgemeinde und Hermanns Mutter erzähle. Aber das stimmt nicht. In meinem Kopf ist keine Freiheit, da ist Pflichtgefühl. Auf meinem Kopf die Lockenwickler. Das gehört sich so, sagt die Mutter vom Hermann. „Scheiß drauf, was sich so gehört“, sagt die Elena. Die hat leicht reden. Zweimal war sie verheiratet, einmal sogar mit einem Schwarzen, der hat sich aber irgendwann aufgehängt. Die Freiheit ist in deinem Kopf, Gerti, sagt sie. Nur dort.
Was das Schönste in meinem Leben war, wollen Sie wissen? Was für eine Frage. Natürlich die Geburt meiner vier Kinder.
Was heißt das, ich soll endlich einmal ehrlich sein? … Na gut... Das schönste in meinem Leben war das Jahr in Wien. Als ich studiert hab und manchmal mit dem Hermann am Abend ins Theater gegangen bin. Das war richtig schön. Hin und wieder waren wir auch im Musical. Aber dann ist die Mutter vom Hermann krank geworden und wir haben wieder zurück aufs Land müssen. Sie lebt immer noch, und sie tut immer noch so, als wäre sie sterbenskrank. Dafür ist meine Mutter gestorben, obwohl die immer gut zu mir war und sie gar nicht krank war. Herzinfarkt. Das Leben ist manchmal nicht gerecht.
Einmal waren die Katharina, die Dorina und die Elena bei uns zum Grillen. „Die Huren brauchst nimmer einladen“, hat die Mama vom Hermann gesagt, als sie uns den Erdäpfelsalat in den Garten gebracht hat. „Wie die ausgeschaut haben. Ausg’schamte Weibsbilder. Net amal an BH hat’s angehabt, die Dunkle.“
Ich war immer eine gute Mutter. Ich bin immer noch eine gute Mutter. Auch wenn sie ein wenig undankbar sind, zumindest die Mädchen, die lassen sich kaum noch blicken. Nur zum Muttertag und zu Weihnachten. Der Bastian bringt mir wenigstens noch die Wäsche.
Die Dorina versteht das nicht. „Verwöhn ihn doch nicht immer so“, sagt sie. Die hat leicht reden. Sie hat nie Kinder kriegen können, sie hat nur ihren Schoßhund. „Kinder sind ein schlechter Hundeersatz“, hat sie gesagt, als ich ihr geraten hab, doch welche zu adoptieren, aus Afrika. Die Dorina können sie hier noch weniger leiden als die Kathi und die Elena, ich glaub, die haben Angst, dass sie ihnen ihre Männer wegschnappt. Dabei würde sie so etwas nie tun. Ich mag sie, ich hab nämlich das Gefühl, sie ist irgendwie genauso einsam wie ich. Sie sehnt sich nach einer Beziehung und ich mich nach Freiheit. Und beide haben wir Angst vor dem, was wir uns so sehr wünschen.
Wonach ich mich noch gesehnt hab? Nach ein paar zärtlichen Worten manchmal. Also vom Hermann und vom Herrn Pfarrer. Vom Herrn Pfarrer hab ich sie eh manchmal gekriegt. Der Hermann hat höchstens gesagt, dass ich eine gute Mutter und tüchtige Hausfrau bin. Ja, und einmal ein paar Tage Urlaub mit dem Hermann allein, danach hätte ich mich auch gesehnt. Nach Mariazell oder an den Neusiedlersee. Aber der Hermann hat gesagt, wir können die Mama nicht allein lassen.
Wie der Sex war? Mein Gott, wie soll er denn gewesen sein, der Sex? Normal halt. Am Schluss hab ich’s halt über mich ergehen lassen, wenn’s der Hermann gebraucht hat. Aber er hat’s in letzter Zeit eh immer weniger oft gebraucht. Ja, natürlich hab ich manchmal masturbiert. Aber nie mit dem elektrischen Gummiding, das mir die Katharina geschenkt hat, immer nur mit den Fingern. An wen ich dabei gedacht hab? Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen. Ja. Woher wissen Sie, dass ich an den Herrn Pfarrer gedacht hab dabei?
Ja, versucht hat er es schon einmal bei mir. „Du willst das doch auch, Gerti“, hat er gesagt, und dass es keine Sünde ist, wenn man es wirklich will. Fast wie die Kathi, die immer sagt: „Wie kann etwas falsch sein, das sich so richtig anfühlt?“ Aber ich hätte das nicht können, verstehen Sie? Ich bin da nicht so. Ich hätte dem Hermann nicht mehr in die Augen schauen können. Dem Herrn Pfarrer auch nicht. Und in den Spiegel schon gar nicht. Da hab ich lieber die Tabletten genommen, gegen die Depressionen.
Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergeht. Jetzt, wo ich eingesperrt werde und der Hermann tot ist. Wer sich um die Kinder kümmert und ums Pfarrcafé. Nein, ich war es nicht, aber die Strafe ist schon gerecht, ich hab mir ja manchmal gewünscht, dass er tot ist und ich frei bin. So was wünscht man sich nicht. Jetzt ist er tot und ich bin ganz und gar nicht frei.
Warum ich mich nicht einfach scheiden lassen hab? Ha, das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Sie haben leicht reden.
Weil sich das nicht gehört. Auch wegen der Kinder. Und wegen der Mama. Nein, nicht wegen der Mama vom Hermann, wegen meiner Mama. Ich hab's ihr versprochen, am Sterbebett. "Der Hermann ist ein guter Kerl", hat sie gesagt, "der wird auf dich aufpassen. Versprich mir, dass du bei ihm bleibst, in guten wie in bösen Zeiten."
Ja, gehen Sie nur, ich warte. Klar warte ich, was soll ich hier auch sonst tun?
Was sagen Sie? Ich kann gehen? Aber grad haben Sie doch noch gesagt, Sie halten mich für schuldig.
So, ein Geständnis haben Sie? Von wem denn? Der Hermann hat doch niemandem was getan. Wer außer mir hätte einen Grund haben sollen, ihn umzubringen? Und überhaupt – nicht mal mir hat er wirklich was getan. Er ist nicht schuld daran, dass mein Leben sich anfühlt wie ein Gefängnis. Die Freiheit ist in deinem Kopf, würde Elena jetzt sagen, und das Gefängnis auch.
Die Dorina war es? Nein, das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Die Dorina hat was mit dem Hermann gehabt? Niemals. Höchstens mit ihrem Hund. Seit wann? So, seit drei Jahren schon. Und warum hat sie ihn umgebracht?... Weil er sich nicht von mir trennen wollte, wegen der Depressionen. Aha. Angst hat er gehabt, dass ich mir was antue, ich verstehe. Nein, ich verstehe gar nichts. Wahrscheinlich lügt die Schlampe und will sich nur wichtig machen. Ich war’s. Ich ganz allein. Gebeichtet hab ich’s schon. Und jetzt werde ich es auch büßen. So gehört sich das nämlich.
testsiegerin - 27. Mai, 12:04
„Ich kann das einfach nicht“, brüllte die kleine Prinzessin zornig. „Ich bin zu blöd dafür. Ich verstehe das nicht. Ich will das nicht verstehen. Und überhaupt: Die Prinzen Sinus und Cosinus interessieren mich nicht, ich werde mich niemals in sie verlieben. Nie-, nie-, niemals!“ So zornig war sie, dass das Pferd, auf dem sie ritt, wilde, gefährliche Laute von sich gab.
Ein gewichtiger, weiser Gelehrter, kam des Weges. Er saß auf keinem Pferd, sondern fuhr bedächtig in der Kutsche auf dem breiten Weg im Schlosspark. Er trank Tee. „Wenn du die Herren erst richtig kennenlernst, wirst du sie verstehen“, sagte er, „du wirst ihre Gedanken nachvollziehen können und sie irgendwann in dein Herz schließen.“
Die Prinzessin lachte den gewichtigen Gelehrten aus. „Niemals“, spottete sie. „Die sind hässlich. Sie denken mir viel zu konfus. Und überhaupt, wozu brauche ich die? Ich kann meinen Weg auch ohne sie gehen.“
„Sie denken logisch. Und ihre Gedanken sind Teil des alltäglichen Lebens. Du wirst ihnen immer wieder über den Weg laufen und irgendwann froh sein, dass du sie kennst.“
„Niemals“, sagte die Prinzessin, aber es klang ein wenig kleinlauter als noch vorhin.
„Lass es mich dir beweisen“, bat der Gelehrte, der nicht nur weise, sondern auch überaus ehrgeizig war. „Heute in einem Jahr wirst du vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Ich verspreche dir, du wirst sie meisterlich lösen. Wenn du meine Hilfe annimmst.“
Die Prinzessin erbat sich Bedenkzeit. Na ja, dachte sie, es wäre schon schön, wenn sie mit viel Bauchweh und irgendwie diese Aufgaben lösen könnte. Sie musste es ja nicht wirklich verstehen. Nur ein bisschen. Nur genug für die kaiserliche Prüfung.
„Was muss ich dafür tun?“, fragte sie, denn die Prinzessin war sehr faul. Ihre freie Zeit verbrachte sie am liebsten in einer kleinen Höhle in der Schweiz und schlief.
„Dich einlassen.“
„Yepp“, sagte die Prinzessin nach ihrer Bedenkzeit, doch sehr überzeugt war sie nicht. Ganz im Gegensatz zum weisen, gewichtigen Gelehrten, der von sich ausgenommen überzeugt war. Und so musste die Prinzessin unter seiner Anleitung in den folgenden Monaten ständig neue Aufgaben meistern, schwierige Rätsel lösen und scheinbar unüberwindbare Hindernisse überwinden. Der Gelehrte quälte sie... und sie ließ sich quälen. Bis sie eines Abends zur Königin sagte: "Heute ist mir ein Licht aufgegangen."
„Ich brauche dich nicht mehr“, sagte die Prinzessin wenig später zum Gelehrten. Ein anderer Mann wäre traurig und enttäuscht gewesen ob dieser Mitteilung. Nicht so der weise Gelehrte. Er war stolz darauf, sich überflüssig gemacht zu haben und freute sich, als er hörte, dass die kleine Prinzessin ihrerseits Prinzessinnen aus dem Nachbarreich Gutenachtgeschichten über die beiden Prinzen und ihre Freunde erzählte.
„Schön find ich sie ja immer noch nicht“, zwinkerte die Prinzessin, „aber nicht uninteressant. Und gar nicht so schwierig zu verstehen, irgendwie. Man muss nur wissen, wie sie ticken.“
Der Tag der großen Prüfung vor der großen Kommission kam. Die Prinzessin war gut. Richtig gut. Nur ein klitzekleiner Fehler schlich sich in die Überlegungen der kleinen Prinzessin. Der machte die Prinzessin wütend auf sich selbst. „Dabei hab ich es gewusst“, tobte sie, „ich hab alles gewusst. Scheiß Fehler!“ Sie fluchte. „Dabei wollte ich es so gern meisterlich schaffen. Und jetzt bin ich nur gut.“
Die Königin – für sie waren die Prinzen Cosinus und Sinus nichts als weit entfernte Verwandte, mit denen sie keinen Kontakt hatte – nahm die kleine Prinzessin in die Arme und tröstete sie. Sie war sehr stolz auf ihre Prinzessin. Auf ihren starken Willen. Ihr Einlassen und darauf, sich der schwierigen Aufgabe gestellt zu haben. Die Königin war aber auch sehr dankbar. Dem weisen, gewichtigen Gelehrten, der sein Versprechen nicht nur gehalten, sondern übertroffen hatte.
testsiegerin - 23. Mai, 16:07
Heute Nacht hat Werner Faymann mich angerufen. „Barbara, kannst du das Staatssekretariat im Sozialministerium übernehmen?“
Ich fühle mich überrumpelt. „Wie kommst du gerade auf mich?“ Ein bisschen geschmeichelt bin ich allerdigs auch. Offensichtlich hat es sich bis zur Parteispitze herumgesprochen, dass ich die Menschen mag, vor allem die älteren, die behinderten, die sozial schwächeren am Rand der Gesellschaft. Wahrscheinlich hat ihnen jemand gesteckt, dass ich seit 25 Jahren im Sozialbereich arbeite, überdurchschnittlich belastbar und flexibel bin, dass ich die Probleme der Menschen kenne, weil ich selber welche habe, im Sozialrecht fachlich halbwegs firm bin, seit Jahren Teams leite, mich gewählt ausdrücken kann, bei Interviews nicht stottere und ganz und gar nicht zum Lobbying beziehungsweise zur Korruption neige. Letzteres ist heutzutage ja schon eine Seltenheit.
„Nun.. ähm... ja.“ Werner druckst ein wenig herum. „Weißt du, Barbara“, sagt er, „wir suchen ein Signal für die Frauen. Aus Proporzgründen eine Weinviertlerin. Eine, die aus einer Arbeiterfamilie kommt, berufstätig ist, Kinder hat, im besten Alter ist (ich erröte), in der Freizeit Sport macht und Tiere liebt. Das ist alles.“ Ich schlucke. „Deine Erfahrung und deine Fähigkeiten tun nichts zur Sache“, fügt er noch hinzu, „die sind eher hinderlich.“
„Wie lange hab ich Bedenkzeit?“
„In drei Stunden ist Pressekonferenz, da würde ich dich den Medien gerne als neue Staatssekretärin präsentieren. Aber keine Sorge, wir flüstern dir eh ein, was du zu sagen hast. Außerdem kannst du jede Reporterfrage mit Ich muss mich in diese Materie erst einarbeiten beantworten.“
Stimmt ja gar nicht, denke ich. Ich bin seit Jahrzehnten mit dieser Materie vertraut. Ich habe eine eigene Meinung zu Kürzungen im Pflegegeldbereich, bedarfsorientierter Mindestsicherung und Arbeit mit alten Menschen.
Ich grüble. Zermartere mein Hirn. Denke, dass es schon schlechtere PolitikerInnen als mich gegeben hat. Ahnungslosere auch. Die 15 Kilo Gehalt im Monat könnte ich wirklich gut gebrauchen, und einen Dienstwagen mit Chauffeur auch, ich kann mir den Sprit eh bald nicht mehr leisten. Das Dach ist undicht, die Bodenplatte meines alten Kübels verrostet und eine Putzfrau wäre auch schön. Trotzdem. Die wollen dann vielleicht Home-Stories von mir, ich beim Bügeln oder etwas ähnlich Perverses. Und irgendwas von Einflüsterern hat er gesagt. Ich wälze mich schlaflos im Bett.
„Tut mir leid, Werner“, sage ich Stunden später. „Ich fürchte, ich bin für den Job überqualifiziert.“
testsiegerin - 22. Apr, 16:12
So. Kuba muss warten. Jetzt ist eine kleine Retrospektive angesagt.
Der Auftritt war etwas Besonderes. Besondere Frauen, natürlich. Besondere Frauen mit besonders schönen Kleidern, besonderen Strumpfhosen und besonderen Lippenstiften. Besondere Texte.
Eine besondere Location. Besonders voll.
Vor allem aber: Besondere Gäste. Besondere Überraschungen. Rosmarin "the surprise" flog extra aus Frankfurt ein, andere reisten aus Wien und Umgebung und dem Weinviertel an. Menschen aus unserer Vergangenheit, unserer Gegenwart, unserer Zukunft.
Besondere Spannung. Besondere Konzentration.
Stolz und unendliche Dankbarkeit, ausgerechnet zwischen diesen beiden Frauen zu sitzen und zu lesen. So berührt war ich von ihren Texten, obwohl ich sie schon kannte, berührt von ihrem Lachen, von ihren Tränen. In jeder Minute das Gefühl: Das spürt sich verdammt richtig an. Das spürt sich verdammt lebendig an.
Alkohol brauchte ich nicht. Adrenalin pur. Intravenös. Intracardial.
Ich glaub, die Menschen im Publikum haben uns geliebt. Wir sie auf jeden Fall. Wir einander sowieso. Und: Wir haben gebrannt. Wir brennen immer noch. Danke, lamamma, danke, katiza.
Danach griechischer Wein. Und die Gewissheit: Genug ist nie genug.
Weil die Welturaufführung so gelungen war, gibts eine Wiederholung, damit auch die uns hören, die uns versäumt haben. Oder die noch mal (mit anderen Texten), die mehr von uns hören wollen.
Dein Angebot, Jossele, nehmen wir gerne an. Überleg dir schon mal was ;-)
testsiegerin - 1. Apr, 17:49