Haltet die Diebe!

Ich kenne mich nicht mal in meinen eigenen Wirtschaftsangelegenheiten aus, geschweige denn in nationalen oder gar internationalen. Peinlich, ich weiß, aber ich habe in meinem Leben andere Prioritäten gesetzt. Sudoku spielen, Schreiben, Silberschmuck schmieden, Schulden machen, Sushi essen, Schirennen schauen, Sekt trinken. Sozialarbeit. Sachwalterschaft. Lauter so Sachen mit S.
Sex auch. Richtige Schweinereien halt.
Ich hab aber den Eindruck, in der Wirtschaft passieren viel, viel größere Schweinereien als in meinem Leben.

Würde ich von meinen Klienten auch nur kleine Summen abzweigen, ich könnte erstens die nächsten Jahre kein Auge zudrücken, weil mein Gewissen mich ständig beißen würde, wäre zweitens ganz schnell arbeitslos und drittens bald vorbestraft.

Aber in der großen Wirtschaft ist das anders. Da wird spekuliert, unterschlagen, gelogen, geschachert, da bereichern sich die, denen ohnehin schon fast alles gehört auf Kosten der Steuerzahler (also auch auf meine Kosten). Da werden Millionen und Milliarden hin- und hergeschoben und Leute verdienen sich krumm und dämlich (vor allem dämlich), ohne auch nur eine Säge, einen Warentrennstab, einen Ziegel oder einen Kugelschreiber in die Hand zu nehmen, wie andere halbwegs ehrliche ArbeitnehmerInnen.

Und dann?
Dann kommt alles ans Licht, es gibt Verhaftungen, Anzeigen, Strafen, saure Wiesen und satte Sümpfe werden trockengelegt und den Steuerzahlern wird ihr Verlust zurückgezahlt.

In Österreich nicht. Da wird gemauschelt, vertuscht, Akten geraten in Verstoß, bis sie zufällig verjähren (das spart dann auch Prozesskosten), da werden Parteien finanziert, da stecken Politiker und Kriminelle unter einer Decke und die Krähen hacken einander kein Auge aus. Da gründen die, die genauso viel Dreck am Stecken haben, einen Arbeitskreis oder einen Untersuchungsausschuss und verkünden großartig, Licht ins Dunkel zu bringen. Entweder verläuft der Untersuchungsausschuss im Sand oder er wird eingestellt, weil es Neuwahlen gibt. Im aller-, aller-, allerunwahrscheinlichsten Fall tritt ein Politiker zurück, um in der Privatwirtschaft als Aufsichtsrat zehnmal so viel zu verdienen wie vorher, und satte Boni zu kassieren, selbst wenn sie den Karren an die Wand fahren. Selten landet einer in einem der Gefängnisse, die mit Ladendieben, mafiösen Tierschützern oder Schubhäftlingen voll sind.

Da werden mehr Augen zugedrückt als man hat, alle schlafen gut, weil ein Gewissen nicht beißen kann, wenn es vor langer Zeit abgestorben ist.

Wenn man diese Machtmenschen dann mit Worten wie „Moral“ oder „Ethik“ konfrontiert, erntet man ein müdes Lächeln. Manchmal bekommt man auch den Titel „Linker Gutmensch“ verliehen.
Und was genauso schlimm ist: Die Leute wählen diese kriminellen Politiker trotzdem. Wegen der Fönfrisur, des strahlenden Lächelns oder weil sie solariumgebräunt sind. Oder weil sie belogen werden wollen. Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass ich lieber bei meinen S-Worten bleibe. Stricken, sägen, Suppe kochen. Saufen. Und mir meine Wut vom Leib schreiben.
creature - 3. Jan, 19:14

warum werden die immer wieder gewählt?
ich denke den grund gefunden zu haben; weil sie auch so sein möchten, weil sie es toll finden, diese frechheiten, diese lügen, dieses machtgetue, und vor allem, würden sie diese chance haben schnell und einfach zu monströsen summen an geld zu kommen täten sie es auch nehmen und sich denken, leckt mich doch alle, ätsch....

testsiegerin - 6. Jan, 11:41

nein, da glaub ich doch zu sehr an das gute im menschen.
oder wie wecker so schön gesagt hat: ich mag ja 95 prozent der menschen, das problem ist nur, dass die restlichen zehn prozent an der macht sind.
Blinkyman - 3. Jan, 23:16

Obwohl die Masse unserer Mitmenschen genau so denkt wie Sie, sich genau so ärgert und ihre geistigen Fäuste ballen, verharren sie in untätiger Wut aber gleichzeitiger Resignation.

Es bewahrheitet sich wieder einmal der Spruch:
"Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber!"

Und wen wählen Sie nächstes mal?

testsiegerin - 6. Jan, 11:42

das geringste übel.
nicht zu wählen ist nämlich auch keine alternative und stärkt nur die, die wir ganz sicher nicht wählen würden, würden wir wählen.
schmelzpunkt - 3. Jan, 23:56

Einfach gut. Das meine ich sehr ehrlich. Es ist eben etwas mehr und es reizt, öfter reinzuschauen.

Sudokus lenken ab. Ich mag diese hier.

testsiegerin - 6. Jan, 11:42

danke für den tipp.
steppenhund - 4. Jan, 00:10

Mir fiele eine Verfahrensweise ein, für die ich aber ebenfalls zu faul bin.
1) Bei den Dingen, die uns aufregen, legen wir ein Archiv an mit den Zeitungsmeldungen aus sagen wir vier verschiedenen Medien. Presse, Standard, Wiener Zeitung, und eine beliebige andere.
Die Indexierung verläuft über die beteiligten Politiker.
2) Kurz vor der Wahl werden die Meldungen veröffentlicht, die in den vergangenen vier Jahren für Unmut gesorgt haben.
Man braucht nicht einmal die Wahlversprechen entgegen zu halten. Schon allein der Tatbestand einiger Judikaturen und Ausschüsse reicht bereits aus.
Jetzt bin ich nicht so dumm, dass ich nicht verstehe, dass auch Politiker manchmal unter einem politischen Zwang handeln.
Doch ich gebe zwei Beispiele, die meines Erachtens so hanebüchen sind, dass die betreffenden Personen eigentlich nicht verjährenden Verfolgungen ausgesetzt werden sollten.
So spricht Egger heute davon, dass ihm der Spruch vom "Exiljuden" genützt hätte.
Und Dörfler kennt sich plötzlich mit der Gesetzeslage so gut aus, dass ich gerne die Staatsanwaltschaft belangen möchte, die ihm Mangel an Gesetzesbefolgung zugesteht, weil er sich ja nicht auskennt.
-
Aber ich denke einmal die Antwort auf das "warum" der Wiederwahl, ist angesprochen worden. Die Leute wollen belogen werden. Es ist einfach angenehmer für die Verdrängung unangenehmer Tatsachen. Wir wollen nicht wirklich etwas hören, wo wir uns selbst bei der Nase nehmen müssten. Ich glaube, dass das auch der Grund ist, warum unsere Nachrichten voll sind von Verkehrsunfällen in China oder Spanien oder Flugzeugunfällen irgendwo. Durch die Menge der "breaking news" wird die Wichtigkeit von wirklich schlimmen Nachrichten heruntergesetzt.
Dass Strache ein schlechteres Deutsch spricht, als er von den Asylbewerbern voraussetzt, zeigt ja auch nur, dass wir mehr dem Gott der Disco frönen wollen.
Gerade heute sprach Richard David Precht im 3SAT, dass es noch so einige Wirtschaftskrisen geben wird. Es wurde nur etwas Luft abgelassen.
Er ist Schriftsteller und Philosoph. Von unseren Politikern hören wir so etwas nicht.

testsiegerin - 6. Jan, 11:43

ich fürchte, wir kommen mit dem schreiben des index nicht nach.
bonanzaMARGOT - 4. Jan, 13:31

keep cool.
in gewissen sphären zählt die ethik normalsterblicher nicht mehr.
denke an den griechischen olymp.
da oben in politik und wirtschaft, also da ganz oben über den wolken - die jetten doch immer hin und her - dort sitzen die damen und herren und entscheiden in wichtigtuerischer manier über das schicksal der unteren gefilden mitsamt bewohnern. man muß verstehen, dass die da nicht auf das weh und ach eines einzelnen hören können. menschen existieren als zahlen und als variablen in wirtschaftlichen und politischen prozessen.
bestenfalls hören sie uns, wenn wir gemeinsam etwas lauter brüllen - aber dann schickt man gleich die polizeigewalt zur eindämmung. untertanen haben gefälligst ruhig zu sein!
schuster bleib bei deinen leisten. aber beten dürfen wir noch. doch doch. das ist gut angesehen, wenn man betet. es werden uns sogar von geistlicher seite die gebete vorgesagt. niemand soll sich beim nachdenken überanstrengen.
die da oben arbeiten trotz einiger streitigkeiten gut zusammen, wenn es darum geht, die bevölkerung für dumm zu verkaufen.

ja, testsiegerin, ich mag die s-worte auch mit am liebsten: sabbern, scheißen, sülzen, seufzen ...
und einige f-worte wie: ferdammtnochmal, ferflixt ...

testsiegerin - 6. Jan, 11:46

aber was, wenn wir alle cool bleiben und sich alle nur noch ins beten flüchten und sich keine sau mehr aufregt über den saustall?
da fallen mir noch ein paar schöne f-worte ein ;-)
gerda (Gast) - 5. Jan, 13:12

liebe barbara,
ich habe deine emailadresse nicht mehr. drum schreib ich dir hier.
keine ahnung, warum es mir ein riesenbedürfnis ist, dass du das liest, aber es ist halt so.
schau mal auf meiner hp unter blog. danke.
alles liebe
gerda

Jossele - 7. Jan, 22:17

Tja, was haben wir für Alternativen?
Was jetzt nicht heißen soll, sich einfach damit abfinden, aber alle paar Jahre ein Kreuzerl, wählend zwischen Nierenkolik oder Migräne, da hupfst du nicht weit.
Wenn z.B. Kärnten eine neue Bank gründen will (mit Landeshaftung), Island darüber abstimmt ob es seine Schulden zurückzahlen soll, Hedgefonds boomen wie nie zuvor, merkwürdige Figuren zu Staatenlenkern (sind ja meist Männer) erkoren werden, aufgeblähte Wertevernichtungmaschinerien uneingeschränkt weiter wohldotiert ins Blaue hinein agieren, was tun?
Die Leut, en gro, sind müde geworden, vergessen gern und ziemlich schnell, oder versuchen schnell noch ein Stückchen Kuchen zu erhaschen.
Selbst die Interessensvertretung meiner Wahl ist ziemlich still geworden, leider.

Zurückziehen ins Private ist angesagt wie´s scheint.

War grad ein 25 Jahr-Jubiläum von Widerstand, und ist Geschichte. Heut geht sowas nicht mehr.
Information und Zugang dazu hat sich potenziert, das Wissen ist begehbar, aber wer geht schon und wer handelt?
Abbuchungsauftrag bei der Bank für eine gute Sache, die werden das schon machen, vielleicht kann man das ja auch abschreiben von der Steuer.
Dann so ein bisserl freizeitmäßig hinaus ins "wahre" Leben, passendes Outfit, mit dem Erfolgsbonus erstanden, rein ins Unterholz und Naturverbunden, weil mir gehören eh nicht dazu zu denen.

Wir haben kaum mehr Interesse an Zusammenhängen, so seh ich das. Wir haben unser Häuschen oder Eigenheim (oder halt ein warmes Irgendwas) und da stellen wir den Glassturz drüber.
Wir wählen Föhnfrisur und gecoachtes Lächeln, weil wenn die so gut ausschauen müssen die ja was draufhaben, zumindest sind die gut fürs Kabarett, und da können wir wenigstens lachen.

Klingt vielleicht ein bisserl grantig das, aber wir haben das was wir uns ausgesucht haben, also Migräne.

Aber es geht ja eh weiter, also Hoffen ist da nie verkehrt, und tun.

die,die unermüdlich vom Pferd fällt (Gast) - 9. Jan, 10:12

Genau das war mit ein Grund, weswegen ich mich ins wunderschöne Weinviertel ( Wienerprolos nennen`s: am Arsch der Welt) zurückgezogen habe, um mein`s zu leben, denn der "großen Welt" steh ich ein bissl ohnmächtig entgegegen, (merke: ich s t e h e ohnmächtig, ich kann was). Danke, dass du das mit den S-Wörtern auf den Punkt gebracht hast, sind zu 99.99 % auch die meinen. Ich ergänze um R-Wörterln:
solln a RUNDERL scheißen gehen, wenn`s einen qüälen (hochtherapeutisch qulifizierter Satz von meinem Lieblings"GURU") und Reiten gehen (meine Idee, oftmals wenig erfolgreich:-))

datja - 15. Jan, 19:39

jo:

shit.
scheisse.

sapperlott: scho wieder.
sixtas: so is.
schau hi
dann
speib

und sei do so
wiesd bist.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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