Jahreseinblicke

Manche schreiben um den Jahreswechsel herum Rückblicke. Andere blicken nicht gern zurück, sondern verfassen Ausblicke.
Ich hab beides probiert, beides hat nichts genützt. Deshalb schreib ich, was ich immer schreibe.
Einblicke.
Hier meine ganz persönlichen Jahreseinblicke.
Einblicke sind ja ein Widerspruch per se. Ein Blick. Zwei Blicke. Vieleblicke. So muss das.
Weil Blicke und Sichten ja zusammenhängen, auch Einsichten. Zweisichten. Vielesichten. Viele Schichten.

Manche Dinge lass ich nicht mehr so nah an mich heran wie früher. Bücher zum Beispiel, sonst kann ich die Buchstaben nicht erkennen. Nicht immer ist nämlich Weitsicht ein Segen.
Viele Menschen lass ich noch immer so nah an mich heran wie früher. Meine Seele ist weit, mein Hirn manchmal breit, mein Herz oft voll Leid, meist aber voller Freud. Was sich reimt, ist gut, sagt Pumuckl, aber hier irrt er. Ich ziehe die Freude dem Leid vor.

Ich bin immer noch so wehleidig, so sensibel, so dünnhäutig, so voller Zweifel, so unfähig, mich mit manchen Dingen zu konfrontieren. Und die Menschen in meiner Umgebung halten mich immer noch für so stark, so mutig, so hart im Nehmen. Das begleitet mich seit Jahrzehnten, und obwohl ich diese Miss Verständnis längst an meine Tochter weitergegeben hab, sitzt sie noch immer auf meiner Schulter und macht sich über mich lustig.
Ich hab mich allerdings mit ihr und all den anderen Missen (Miss Mut, Miss Geschick, Miss Kredit) längst arrangiert. Sie leben mit mir unter einem Dach, nerven zwar, aber ich gehe gelassener mit ihnen um und fütteres sie hin und wieder mit köstlichem Essen. Ich glaube, die Gelassenheit ist kein hart erarbeiteter Verdienst, sondern lediglich eine Alterserscheinung. Man findet sich damit ab, dass sich manche Dinge nicht ändern lassen oder man unfähig ist, sie zu ändern. Auch die Tatsache, dass ich so überhaupt nicht nachtragend bin, resultiert nur aus meiner Vergesslichkeit. Wie kann ich jemandem etwas nachtragen, das ich gar nicht mehr weiß?

Was wollt ich eigentlich schreiben?
Ich weiß es nicht. Ich weiß im Moment gar nichts. Das Leben und die Zeit tröpfeln mir grad so durch die Finger, und sie tröpfeln keineswegs um die Wette, sondern gemächlich und zufrieden und satt. Ich genieße das, weil ich weiß, dass sie bald aus ihrem Weihnachtswinterurlaubsschlaf erwachen und hungrig und gierig auf mich einprasseln werden.
Wenn ich ehrlich bin, hab ich keine großartigen, neuen Einsichten, die ich hier verkaufen könnte. Nicht mal irgendwelche mickrigen hab ich. Nur die, die ohnehin jeder kennt. Dass das Leben manchmal unfair und dann wieder ganz gerecht ist, manchmal hart und manchmal wunderbar weich, oft aufregend und dann wieder langweilig, dass es sich mit keinen Formeln der Welt berechnen lässt, sondern tut, was es will.

Und das tu ich jetzt auch. Essen.
Sternenstaub - 30. Dez, 17:44

Amen ;))))))))

sternenstaubigen Gruß und guuuuuuttteennn Rutsch hinein ins 2010er Jahr !!!!

testsiegerin - 30. Dez, 20:27

Wir hier sagen ja für gewöhnlich "Mahlzeit" statt "Amen".
Trotzdem danke ;-)
LadylikeKandis - 30. Dez, 17:44

und..

in diesem sinne wünsche ich dir, liebe barbara, einen tollen-fröhlichen-angenehmen und gelungenen rutsch in das neue jahr und freue mich auch nächstes jahr wieder bei dir schmökern zu dürfen.

lg kandis

testsiegerin - 30. Dez, 20:28

Dankeschön. Ich wünsch dir, dass du in dein Neues Jahr mit genauso viel Energie gehst wie du sie im alten hattest. Das es aber trotzdem ruhiger und entspannender wird.
wortmeer - 30. Dez, 18:05

Und was für nachdenklich treibende Einblicke...

In diesem Sinne wünsche ich Dir einen tröpfelnden, fröhlichen Rutsch ins Neue Jahr, alles Liebe und Gute, Zeit zum Müßiggang.

Liebe Grüße, wortmeer

testsiegerin - 30. Dez, 20:30

Ich fürchte ja, der Sekt wird nicht nur tröpfeln ;-)
Müßiggang klingt gut. Aber ich fürchte, er tät mir auch schnell langweilig werden, wenn er zu lang dauert.
wortmeer - 2. Jan, 17:31

Na alles, wie's gefällt: Sekt fließend und Müßiggang tröpfelnd. Gesundes Neues Jahr!
erphschwester (Gast) - 30. Dez, 19:59

liebe

frau lehner,
es gab zeiten, da hab ich sie in das schubfach der mainstreamschreiberinnen gepackt, gleichwohl gelegentlich gern gelesen, aber das gelesene nie überschätzt. die neue nachdenklichkeit steht ihnen gut und kommt meinen eigenen befindlichkeiten sehr entgegen.
willkommen im club. ich werde jetzt wohl wieder öfter rein schauen.

testsiegerin - 30. Dez, 20:33

Hm. Das verunsichert mich jetzt. Weil für mich diese Nachdenklichkeit ja so neu überhaupt nicht ist, sondern es eine Seite ist, die mich schon seit vielen Jahren begleitet. Und ich dachte auch, dass die in meinen Texten - zumindest in einigen - immer wieder rüberkommt.


Die Bilder, die Sie malen, sind übrigens beeindruckend.
elke66 - 30. Dez, 20:08

Mir hat er jedenfalls geschmeckt, Ihr Einblick

testsiegerin - 30. Dez, 20:34

Ich mag gern, wenn mein Essen schmeckt ;-)
erphschwester (Gast) - 30. Dez, 22:11

ohje,

verunsichern wollt ich gar nicht. jede ist in der lebensphase, in der sie nun mal ist. und dass andere in anderen phasen sind, soll ja gar nix heissen. wir ham uns ja am ende noch gefunden. nur darauf kommt es an.

danke für das lob bezüglich meiner bilder. da bin ich es, die noch sucht.

datja - 31. Dez, 13:49

prost mahlzeit!

punctum - 31. Dez, 15:27

Ich wünsche Dir weiterhin guten Appetit! Und allen Lesern wünsche ich, dass hier weiterhin so Gutes serviert wird. Danke!

testsiegerin - 2. Jan, 22:49

ich sag auch danke.
walküre - 31. Dez, 16:35

*hebt ihr glas auf das spezielle wohl der testsiegerin*

Alles, alles Gute !

testsiegerin - 2. Jan, 22:50

prost. ich trink auf dich.
bonanzaMARGOT - 3. Jan, 12:06

bon.appetit

hey, richte es dir nicht zu gemütlich ein!
die erkenntnis, dass man an sich und sowieso nichts ändern kann, darf nicht zu zu viel gelassenheit führen. am ende sind wir so gelassen, dass wir dem leichenbestatter noch einen heiratsantrag machen, wenn er uns einsargt.

die zeit tröpfelt, manchmal schneit sie auch. wenn sie schneit, bleibt sie ein weilchen liegen - das gefällt mir nicht schlecht. aber natürlich fließt auch der zeitschnee irgendwann ab, spätestens, wenn die nächste liebe einen erhitzt oder ... oder ein urlaub auf hawai.
und dann das glatteis ..., aber ich will die analogie nicht überanstrengen. mache dir gefälligst selbst deine gedanken dazu!

neue einsichten habe ich auch nicht. die kommen nicht einfach so. ich weiß gar nicht, wie die kommen. manchmal sind sie einfach da, wie aus heiterem himmel, als hätte ein vogel schon immer auf deinem fenstersims körner gepickt, aber erst jetzt erblickst du ihn. darüber kann man sich dann die haare raufen, was einen aber auch nicht klüger macht.

und dann die aussichten - liebe testsiegerin, aussichten sind nur gut, wenn man nicht zu weit ausschaut. ein ganzes jahr ist beinahe schon eine zu große ausschau. am liebsten schaue ich bis zum feierabend, wenn ich arbeite oder bis zum nächsten bier, wenn ich unterwegs bin.
zeitlich weiter auszuschauen halte ich für unsinnig, weil unser geistiges auge nicht dafür taugt. und das ist in der tat ein großes problem, was klima- und andere katastrophen angeht. kein mensch würde z.b. noch heiraten, wenn ihm klar wäre, dass er etwas verspricht, was er bestenfalls mit viel viel glück und fügung halten kann. genausogut könnte man sich mitten auf die autobahn stellen ...
aber egal. so sind wir menschen eben, und wir sind es jahr für jahr und auch 2010.

testsiegerin - 6. Jan, 11:56

das mit den aussichten sehe ich genauso.
manchmal hab ich das gefühl, dass die menschen vor lauter rückblicken und ausblicken vergessen, auf das zu schauen, was wirklich wichtig ist: das jetzt.
bonanzaMARGOT - 6. Jan, 19:36

würden wir im "jetzt" ankommen, müßten wir vor ehrfurcht erstarren.
Michael (Gast) - 3. Jan, 15:34

Da hoffe ich doch mal ...

... das Du Dir nun mittlerweile die Zeit genommen hast, um die Zeit bei einer Tasse Tee zu geniessen.
"Alles bewegt sich so schnell wie ich mich bewege"

Alles Liebe und eine zweite Tasse für die Muse,
Michael

testsiegerin - 6. Jan, 19:42

ich muss eh schon ständig pinkeln, weil ich so viel tee trinke ;-)
Lo - 3. Jan, 16:54

Nichts tun.

Einfach nur sitzen, liegen - und nur die Haare wachsen lassen....

Ich wünsche Dir was Schönes.

Liebe Grüße!
Lo

testsiegerin - 6. Jan, 19:42

die sind eh schon zu lang. demnächst leiste ich mir einen friseur.
Uta-Traveller - 4. Jan, 21:42

Ich hoffe, das Essen hat geschmeckt und der Rutsch ins Neue Jahr war gemütlich oder lustig, auf jeden Fall sanft und ohne Blessuren.

Möge dich die Gelassenheit nicht verlassen - egal woher sie kam - und mögen die Misses sich einigermaßen gut betragen.

Alles Gute dir und immer wieder Worte für dich - für uns. :-)

Lieben Gruß
Uta

testsiegerin - 6. Jan, 19:43

die worte sind eh immer da. nur schwurbeln sie manchmal nur im kopf herum, anstatt auf die tastatur zu finden.

danke.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
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