Kein Hasenkraut
Laszlo lag auf dem Bett und wartete, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Sein Blick wanderte über die drei Meter entfernte Zimmerdecke. Er liebte den brüchigen Stuck, ebenso wie die hohen Rundbogenfenster, die dem Raum etwas Sakrales gaben, gerade jetzt, wo er fast leer war. Das schmiedeeiserne Bett war das einzige Möbelstück. Daneben stand ein Kübel mit Eis und einer Flasche Sekt. Zwei Gläser. Ein Dutzend Kerzen.
Er hörte sie bereits im Treppenhaus. Als die Tür mit einem leisen Klicken einschnappte, schloss Laszlo die Augen. Entspannt. Gespannt.
Es war still. Sie schaut sich um im leeren Raum, dachte er. Wahrscheinlich vermisst sie die Bilder an den Wänden. Den alten Schreibtisch. Den Flügel. Ob sie wohl Tränen in den Augen hatte? Gerne hätte er sie in den Arm genommen, tröstend vielleicht, liebend auf jeden Fall. Aber er tat nichts. Lag da und lauschte. Jetzt kam sie auf ihn zu. Ihre Schritte auf dem Parkettboden wurden von keinen Vorhängen und Möbeln verschluckt. Er wollte alles festhalten. Diesen Moment. Diese Frau. Und die Erinnerung an ihre Schritte.
Sie musste jetzt am Fußende angelangt sein. Zwei oder drei Minuten mochten so bereits vergangen sein, bevor Laszlo die Augen öffnete. Paula stand dort im halblangen schwarzen Kleid mit leicht gespreizten Beinen. Ihm wurde heiß, als sich ihre Blicke trafen. Sie zerbiss ein angedeutetes Lächeln auf der Unterlippe, dann öffnete sie den Mund, um tiefer und schneller atmen zu können. Laszlo beobachtete, wie sich ihre Brüste hoben und senkten. Sie öffnete die Knöpfe auf der Vorderseite des Kleides, langsam und gleichmäßig, einen nach dem anderen, bis der dunkle Stoff zu Boden glitt. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und kroch neben ihn auf das Laken, ohne ihn anzufassen.
Laszlo drehte sich zur Seite und schaute sie an. Betrachtete ihren Körper, den er so liebte. An dem er gar nichts, sie aber so viel auszusetzen hatte. Zu jeder Narbe hatte sie ihm eine Geschichte erzählt.
„Nein, bitte nicht“, flüsterte sie, als er mit einem Finger über ihren Hals streichen wollte. Er zog seine Hand wieder fort. Obwohl er sie nicht berührte, spürte er, wie ihr Körper bebte.
„Ich verstehe“, log er.
„Zieh dich aus, bitte“, forderte sie ihn auf. „Ganz nackt.“
Laszlo tat, was sie verlangte. Natürlich konnte er sich nicht so aufregend schön ausziehen, wie Paula es vorher getan hatte.
„Ganz“, wiederholte sie bestimmt. Er sah sie fragend an.
„Die Socken“, raunte sie ihm zu.
Sie lagen auf dem Rücken und blickten jetzt gemeinsam an die Zimmerdecke. Lediglich ihre Fingerspitzen berührten sich. Paula und Laszlo kosteten die Minuten aus, in denen ihre Herzen aufeinander zu krochen. Sich vorsichtig aneinander schmiegten.
„Ich will deine Seele“, sagte Paula leise. „Ganz nackt.“
„Sie gehört längst dir.“ In seiner Stimme schwang Wehmut. „Und sie hat auch keine Socken an.“
„Dort, wo du hingehst, wirst du dicke Socken brauchen, Laszlo.“
„Ja. Und du wirst es schön warm haben. Darum beneide ich dich.“
„Ohne dich wird es in Burkina Faso aber genauso kalt sein wie in Litauen.“
Erst war der Anruf aus Vilnius gekommen. Sie wollten ihn. Als Dirigent des symphonischen Staatsorchesters. Laszlo hatte lange nachgedacht. Nicht der Kälte wegen, sondern wegen Paula. Er wollte mit ihr leben. Gemeinsam in einem Haus, und nicht in über zweitausend Kilometer Entfernung. An dem Tag, an dem er beschlossen hatte, das Angebot auszuschlagen, stand sie vor ihm. Aufgelöst. Strahlend. Zerzaust. Mit einem Brief in der Hand. Endlich eine Beschäftigung. Bei Ärzte ohne Grenzen. In Afrika. Mehr als zehntausend Kilometer würden sie nun trennen, zwei Jahre lang.
„Laszlo, du...“ Weiter kam Paula nicht, weil er ihr den Zeigefinger auf den Mund legte.
„Wenn ich dich nicht anfassen darf, dann darfst du nicht reden.“
„Du hast mich jetzt eh berührt“, erwiderte sie und küsste seine Finger. Laszlo zögerte nicht lange und schob sich durch ihre Lippen. Sie mochte den salzigen Geschmack und begann unwillkürlich zu lecken. Er mochte die Gier, die jetzt so offensichtlich aus ihren Augen funkelte.
„Und?“, flüsterte er im sicheren Gefühl des Sieges. „Was hättest du gern als nächstes in deinem Mund?“
„Sekt.“ Paula grinste. „Nun mach endlich die verdammte Flasche auf.“
„Martini Spumante“, schenkte er ein. „Du magst ja dieses klebrige Zeug.“
Sie saßen im Bett, die teuren Kristallgläser in der Hand. Schon oft hatten sie auf diese Art Abschied gefeiert, allerdings noch nie für so lange.
„Und du? Magst du es lieber extra dry?“
„Keine Ahnung.“ Er schmunzelte. „Ich kenn dich ja nicht mal halbtrocken.“
„Laszlo“, sie wischte sich eine Träne aus dem Auge. „Pass auf dich auf. Und auf mich auch, ja?“
Er nützte diese Schwäche aus, griff in ihre Haare und zog sie zu sich. Ein kleiner Rest Sekt floss ins Laken, als ihr das Glas aus der Hand kippte. Von einer Sekunde auf die andere stürzte Paulas Abwehr in sich zusammen. Eine Abwehr, die sie nur aufrechterhalten hatte, um diesen Augenblick des Zusammenbruchs mit allen Sinnen auszukosten.
Jetzt würde er sie gleich fest aufs Bett pressen und sich auf sie schieben. Erwartungsvoll spreizte sie ihre Schenkel, zwischen denen sich glitschige Wärme ausbreitete.
Doch dann spürte sie den Stoff im Gesicht, kühl und rau. Paula liebte es, eines ihrer Sinne beraubt zu sein. Sich aufs Fühlen zu konzentrieren, nicht abgelenkt zu werden von dem, was sie sah. Aber nicht heute.
„Nein, du. Bitte nicht.“ Sie schob das Tuch weg. „Ich will ein letztes Mal deine Lust sehen, wenn du eindringst in mich. Ich mag in deinen Augen ertrinken, wenn du gleich in meine Möse tauchst. Ich möchte sehen, wie du meine Seele fickst.“
Laszlo öffnete die Lippen, um etwas zu antworten, aber er kam nicht mehr dazu. Paulas Zunge drängte sich in seinen Mund.
Im Gegenzug schob er sich zwischen ihre Beine. Sie hielt den Atem an, um ihre Schreie für später aufzuheben. Spürte seine Schwanzspitze an ihrer Klit. Riss die Augen auf, damit er seinen Raubtierblick tief in ihr Inneres bohren konnte. Krallte ihre Hände in sein Fleisch. Erwartete seinen Stoß.
Aber Laszlo stieß nicht zu. Und als Paula ihm ihr Becken entgegendrängte, weil sie es nicht mehr aushalten konnte, drückte er sie fest gegen das Laken.
„Du wirst schön warten, Tiger“, sagte er.
„Bitte nicht. Ich muss dann eh zwei Jahre lang warten. Das ist genug. Ich will dich in mir. Jetzt.“
Er schüttelte den Kopf. „Geduld zählt wohl nicht zu deinen Stärken, wie?“
Nein. Definitiv zählte Geduld nicht zu ihren Stärken. Und Litauisch zählte nicht zu Laszlos Stärken.
„As tave myliu“, mühte er sich.
„Was bedeutet das, bitte?”
„Ich liebe dich.“
„Ja, das weiß ich doch, Laszlo. Aber was hast du da eben gesagt? Das klang hübsch.“
„Das war Litauisch.“ Er grinste. „Möchtest du etwas Langes und Hartes?“
„Oh ja!“ Paula konnte nicht still halten unter Laszlos Körper. „Gib es mir.“
Er holte tief Luft. Und dann gab er es ihr. Das längste litauische Wort. Er sprach es so hart aus, wie er konnte: „Nebeprisikiskiakopusteliaudavome.“
„Ohh“, sie seufzte vor Wonne. „Und was heißt das?“
Er grinste. „Ich glaube, das kann man sinngemäß übersetzen mit: Ich werde dich jetzt auf der Stelle aufficken. Gierig und voll Lust.“ Er griff ihre Hüften und dann stieß er zu. Endlich.
Während der nächsten Minuten sprachen die beiden kein Wort. Aber leise waren sie trotzdem nicht.
Laszlo kam zuerst. Kam in ihr. Keuchend und stöhnend. Dann leckte er sie. Hörte wie sie immer lauter wurde. Genoss ihr Schreien. Und Paula genoss es auch.
Danach lagen ihre feuchtwarmen Körper lange engumschlungen und sie schliefen zufrieden ein.
Als sie aufwachten roch das Bett nach Sex und Lust und Glück.
„Dreh dich zu mir“, bat Paula ihn. Sie hielten einander fest. „Une seule nuit“, sang sie leise. Eine einzige Nacht.
„Es war nicht die einzige, Kleines. Wir hatten schon viele und werden noch mehr haben.“
„Ich weiß. Ich übe nur. Das ist die Nationalhymne von Burkina Faso.“
„Fis“, besserte er sie aus. „Der zweite Ton muss ein Fis sein.“
Draußen ging die Sonne auf und drinnen drängte sich Traurigkeit zwischen Paula und Laszlo. Sie würde ihn nicht zum Flughafen begleiten, das tat sie nie. Das Letzte, an das sie sich erinnern wollte, wenn sie an den Abschied dachte, sollte ein intimer Moment mit viel Laszlo, viel Liebe und viel Haut sein, und kein verschämter Kuss vor der Passkontrolle.
Es war über Ostrau oder Kattowicz, oder schon über Czenstochau, als Laszlo das kleine Päckchen öffnete, das Paula ihm auf den Fenstersims gelegt hatte, bevor sie ging.
Ich will, dass du nie wieder die Socken beim Sex anlässt, stand auf einem kleinen Zettel. Also trag bitte immer Socken, während Du in Litauen bist. Diese hier hab ich bei Hugo Boss für Dich geklaut. Ich hatte ziemliche Angst. Aber das bist Du mir wert. In Liebe, Paula.
In einer schwülen Abflughalle irgendwo in Afrika wartete sie auf ihren Anschluss nach Ougadougou. Gespannt löste sie das Bändchen von ihrem Geschenk. Netzstrümpfe. Wo bitte sollte sie die anziehen? Sie würde ihre Nächte nicht in verrauchten Bars, sondern in armseligen Lehmhütten verbringen.
Trägst du die bitte für mich, wenn wir mal ungestört telefonieren?“, las sie. „Ich hab extra welche mit ganz großen Löchern gekauft, damit du nicht so schwitzt. Dein Laszlo.
P.S. Nebeprisikiskiakopusteliaudavome. (Das ist ein litauischer Zungenbrecher und heißt: Wir haben kein Hasenkraut gesammelt. Aber hätte dich das erregt?)
Er hörte sie bereits im Treppenhaus. Als die Tür mit einem leisen Klicken einschnappte, schloss Laszlo die Augen. Entspannt. Gespannt.
Es war still. Sie schaut sich um im leeren Raum, dachte er. Wahrscheinlich vermisst sie die Bilder an den Wänden. Den alten Schreibtisch. Den Flügel. Ob sie wohl Tränen in den Augen hatte? Gerne hätte er sie in den Arm genommen, tröstend vielleicht, liebend auf jeden Fall. Aber er tat nichts. Lag da und lauschte. Jetzt kam sie auf ihn zu. Ihre Schritte auf dem Parkettboden wurden von keinen Vorhängen und Möbeln verschluckt. Er wollte alles festhalten. Diesen Moment. Diese Frau. Und die Erinnerung an ihre Schritte.
Sie musste jetzt am Fußende angelangt sein. Zwei oder drei Minuten mochten so bereits vergangen sein, bevor Laszlo die Augen öffnete. Paula stand dort im halblangen schwarzen Kleid mit leicht gespreizten Beinen. Ihm wurde heiß, als sich ihre Blicke trafen. Sie zerbiss ein angedeutetes Lächeln auf der Unterlippe, dann öffnete sie den Mund, um tiefer und schneller atmen zu können. Laszlo beobachtete, wie sich ihre Brüste hoben und senkten. Sie öffnete die Knöpfe auf der Vorderseite des Kleides, langsam und gleichmäßig, einen nach dem anderen, bis der dunkle Stoff zu Boden glitt. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und kroch neben ihn auf das Laken, ohne ihn anzufassen.
Laszlo drehte sich zur Seite und schaute sie an. Betrachtete ihren Körper, den er so liebte. An dem er gar nichts, sie aber so viel auszusetzen hatte. Zu jeder Narbe hatte sie ihm eine Geschichte erzählt.
„Nein, bitte nicht“, flüsterte sie, als er mit einem Finger über ihren Hals streichen wollte. Er zog seine Hand wieder fort. Obwohl er sie nicht berührte, spürte er, wie ihr Körper bebte.
„Ich verstehe“, log er.
„Zieh dich aus, bitte“, forderte sie ihn auf. „Ganz nackt.“
Laszlo tat, was sie verlangte. Natürlich konnte er sich nicht so aufregend schön ausziehen, wie Paula es vorher getan hatte.
„Ganz“, wiederholte sie bestimmt. Er sah sie fragend an.
„Die Socken“, raunte sie ihm zu.
Sie lagen auf dem Rücken und blickten jetzt gemeinsam an die Zimmerdecke. Lediglich ihre Fingerspitzen berührten sich. Paula und Laszlo kosteten die Minuten aus, in denen ihre Herzen aufeinander zu krochen. Sich vorsichtig aneinander schmiegten.
„Ich will deine Seele“, sagte Paula leise. „Ganz nackt.“
„Sie gehört längst dir.“ In seiner Stimme schwang Wehmut. „Und sie hat auch keine Socken an.“
„Dort, wo du hingehst, wirst du dicke Socken brauchen, Laszlo.“
„Ja. Und du wirst es schön warm haben. Darum beneide ich dich.“
„Ohne dich wird es in Burkina Faso aber genauso kalt sein wie in Litauen.“
Erst war der Anruf aus Vilnius gekommen. Sie wollten ihn. Als Dirigent des symphonischen Staatsorchesters. Laszlo hatte lange nachgedacht. Nicht der Kälte wegen, sondern wegen Paula. Er wollte mit ihr leben. Gemeinsam in einem Haus, und nicht in über zweitausend Kilometer Entfernung. An dem Tag, an dem er beschlossen hatte, das Angebot auszuschlagen, stand sie vor ihm. Aufgelöst. Strahlend. Zerzaust. Mit einem Brief in der Hand. Endlich eine Beschäftigung. Bei Ärzte ohne Grenzen. In Afrika. Mehr als zehntausend Kilometer würden sie nun trennen, zwei Jahre lang.
„Laszlo, du...“ Weiter kam Paula nicht, weil er ihr den Zeigefinger auf den Mund legte.
„Wenn ich dich nicht anfassen darf, dann darfst du nicht reden.“
„Du hast mich jetzt eh berührt“, erwiderte sie und küsste seine Finger. Laszlo zögerte nicht lange und schob sich durch ihre Lippen. Sie mochte den salzigen Geschmack und begann unwillkürlich zu lecken. Er mochte die Gier, die jetzt so offensichtlich aus ihren Augen funkelte.
„Und?“, flüsterte er im sicheren Gefühl des Sieges. „Was hättest du gern als nächstes in deinem Mund?“
„Sekt.“ Paula grinste. „Nun mach endlich die verdammte Flasche auf.“
„Martini Spumante“, schenkte er ein. „Du magst ja dieses klebrige Zeug.“
Sie saßen im Bett, die teuren Kristallgläser in der Hand. Schon oft hatten sie auf diese Art Abschied gefeiert, allerdings noch nie für so lange.
„Und du? Magst du es lieber extra dry?“
„Keine Ahnung.“ Er schmunzelte. „Ich kenn dich ja nicht mal halbtrocken.“
„Laszlo“, sie wischte sich eine Träne aus dem Auge. „Pass auf dich auf. Und auf mich auch, ja?“
Er nützte diese Schwäche aus, griff in ihre Haare und zog sie zu sich. Ein kleiner Rest Sekt floss ins Laken, als ihr das Glas aus der Hand kippte. Von einer Sekunde auf die andere stürzte Paulas Abwehr in sich zusammen. Eine Abwehr, die sie nur aufrechterhalten hatte, um diesen Augenblick des Zusammenbruchs mit allen Sinnen auszukosten.
Jetzt würde er sie gleich fest aufs Bett pressen und sich auf sie schieben. Erwartungsvoll spreizte sie ihre Schenkel, zwischen denen sich glitschige Wärme ausbreitete.
Doch dann spürte sie den Stoff im Gesicht, kühl und rau. Paula liebte es, eines ihrer Sinne beraubt zu sein. Sich aufs Fühlen zu konzentrieren, nicht abgelenkt zu werden von dem, was sie sah. Aber nicht heute.
„Nein, du. Bitte nicht.“ Sie schob das Tuch weg. „Ich will ein letztes Mal deine Lust sehen, wenn du eindringst in mich. Ich mag in deinen Augen ertrinken, wenn du gleich in meine Möse tauchst. Ich möchte sehen, wie du meine Seele fickst.“
Laszlo öffnete die Lippen, um etwas zu antworten, aber er kam nicht mehr dazu. Paulas Zunge drängte sich in seinen Mund.
Im Gegenzug schob er sich zwischen ihre Beine. Sie hielt den Atem an, um ihre Schreie für später aufzuheben. Spürte seine Schwanzspitze an ihrer Klit. Riss die Augen auf, damit er seinen Raubtierblick tief in ihr Inneres bohren konnte. Krallte ihre Hände in sein Fleisch. Erwartete seinen Stoß.
Aber Laszlo stieß nicht zu. Und als Paula ihm ihr Becken entgegendrängte, weil sie es nicht mehr aushalten konnte, drückte er sie fest gegen das Laken.
„Du wirst schön warten, Tiger“, sagte er.
„Bitte nicht. Ich muss dann eh zwei Jahre lang warten. Das ist genug. Ich will dich in mir. Jetzt.“
Er schüttelte den Kopf. „Geduld zählt wohl nicht zu deinen Stärken, wie?“
Nein. Definitiv zählte Geduld nicht zu ihren Stärken. Und Litauisch zählte nicht zu Laszlos Stärken.
„As tave myliu“, mühte er sich.
„Was bedeutet das, bitte?”
„Ich liebe dich.“
„Ja, das weiß ich doch, Laszlo. Aber was hast du da eben gesagt? Das klang hübsch.“
„Das war Litauisch.“ Er grinste. „Möchtest du etwas Langes und Hartes?“
„Oh ja!“ Paula konnte nicht still halten unter Laszlos Körper. „Gib es mir.“
Er holte tief Luft. Und dann gab er es ihr. Das längste litauische Wort. Er sprach es so hart aus, wie er konnte: „Nebeprisikiskiakopusteliaudavome.“
„Ohh“, sie seufzte vor Wonne. „Und was heißt das?“
Er grinste. „Ich glaube, das kann man sinngemäß übersetzen mit: Ich werde dich jetzt auf der Stelle aufficken. Gierig und voll Lust.“ Er griff ihre Hüften und dann stieß er zu. Endlich.
Während der nächsten Minuten sprachen die beiden kein Wort. Aber leise waren sie trotzdem nicht.
Laszlo kam zuerst. Kam in ihr. Keuchend und stöhnend. Dann leckte er sie. Hörte wie sie immer lauter wurde. Genoss ihr Schreien. Und Paula genoss es auch.
Danach lagen ihre feuchtwarmen Körper lange engumschlungen und sie schliefen zufrieden ein.
Als sie aufwachten roch das Bett nach Sex und Lust und Glück.
„Dreh dich zu mir“, bat Paula ihn. Sie hielten einander fest. „Une seule nuit“, sang sie leise. Eine einzige Nacht.
„Es war nicht die einzige, Kleines. Wir hatten schon viele und werden noch mehr haben.“
„Ich weiß. Ich übe nur. Das ist die Nationalhymne von Burkina Faso.“
„Fis“, besserte er sie aus. „Der zweite Ton muss ein Fis sein.“
Draußen ging die Sonne auf und drinnen drängte sich Traurigkeit zwischen Paula und Laszlo. Sie würde ihn nicht zum Flughafen begleiten, das tat sie nie. Das Letzte, an das sie sich erinnern wollte, wenn sie an den Abschied dachte, sollte ein intimer Moment mit viel Laszlo, viel Liebe und viel Haut sein, und kein verschämter Kuss vor der Passkontrolle.
Es war über Ostrau oder Kattowicz, oder schon über Czenstochau, als Laszlo das kleine Päckchen öffnete, das Paula ihm auf den Fenstersims gelegt hatte, bevor sie ging.
Ich will, dass du nie wieder die Socken beim Sex anlässt, stand auf einem kleinen Zettel. Also trag bitte immer Socken, während Du in Litauen bist. Diese hier hab ich bei Hugo Boss für Dich geklaut. Ich hatte ziemliche Angst. Aber das bist Du mir wert. In Liebe, Paula.
In einer schwülen Abflughalle irgendwo in Afrika wartete sie auf ihren Anschluss nach Ougadougou. Gespannt löste sie das Bändchen von ihrem Geschenk. Netzstrümpfe. Wo bitte sollte sie die anziehen? Sie würde ihre Nächte nicht in verrauchten Bars, sondern in armseligen Lehmhütten verbringen.
Trägst du die bitte für mich, wenn wir mal ungestört telefonieren?“, las sie. „Ich hab extra welche mit ganz großen Löchern gekauft, damit du nicht so schwitzt. Dein Laszlo.
P.S. Nebeprisikiskiakopusteliaudavome. (Das ist ein litauischer Zungenbrecher und heißt: Wir haben kein Hasenkraut gesammelt. Aber hätte dich das erregt?)
testsiegerin - 9. Feb, 11:37
seufz
aus litauen herzlich schneck