Altmustersammlung

Stoffe, bedruckt mit „Das tut man nicht“
Tücher, umsäumt von Schuldgefühl
Taschen, gefüllt mit Ängsten und Scham
Jahrzehntelang mitgeschleppt
seit Generationen im Familienbesitz

Ausmustern

Ein schwarzweißes Korsett
gewebt aus Kleinkariertheit
von feinstem Garn, doch zu eng
(Vielleicht bewahre ich es für meine Tochter auf
falls das Leben ihr zu bunt
oder Kleinkariertes wieder modern wird)

Ausmustern

Kleider so dünnhäutig wie ich
Eine verstaubte Federboa
zum Auf- und Gefallen
sie stinkt nach Mottenkugeln
Ich schenke sie dem Pfau im Garten
und schlage ein Rad


Ein Paar Schutzengelflügel aus Kindertagen
Ob sie wohl noch tragen?
Uta-Traveller - 27. Mai, 20:00

Wir schleppen wirklich viel zu viel mit. Habe heute ein kleines bisschen im Kleiderschrank aufgeräumt und dabei ausgemistet (eigentlich viel zu wenig).
Vielleicht sollte ich auch noch die Seele ausmisten.

Und was die Flügel betrifft: die wachsen mit, die tragen auf jeden Fall !

testsiegerin - 28. Mai, 14:34

wenn es nur mit den mustern, die wir mit herumschleppen so leicht wäre wie mit der alten kleidung.
obwohl: selbst da kann ich mir nur sehr schwer davon trennen.
ich tu mir überhaupt schwer mit trennungen.
punctum - 27. Mai, 23:10

weg mit den zu engen korsagen. gnadenlos.
ein guter text.

testsiegerin - 28. Mai, 14:34

jo. weg damit. meine tochter würde mich sowieso auslachen mit meiner kleinkariertheit.
SabineD - 28. Mai, 14:13

Sehr schön. Die Auschreibung der Fischerverlage für "Das Jahrbuch der Lyrik 2008" läuft noch bis zum 1. Juni ;)

testsiegerin - 28. Mai, 14:37

danke. ich gestehe, ich halt ja nicht so viel von so lyrik-anthologien. diese verlage machen halt ihr geld damit, dass die veröffentlichten die bücher kaufen und die großmutter stolz ist, weil man da drin steht und den rest der gedichte liest eh keine sau.

(nur meine ganz subjektive meinung)
ich hab auch bei den lesungen die erfahrungen gemacht, dass anthologien sich nicht gut verkaufen. wenn die leute schon zu einer lesung von mir gehen, dann wollen sie meist etwas von mir und nicht von anderen autoren. und da kaufen sie lieber die in handarbeit selbstgedruckten, spiralten hefte mit.
SabineD - 28. Mai, 14:47

So ganz kann ich dir nicht widersprechen, aber ich glaube schon, dass sich dieses Jahrbuch qualitativ doch noch ein bisschen von anderen Anthologien diverser kleinerer Verlage unterscheidet. War auch nur als Info gedacht. Die Ausschreibung ist, soweit ich das mitbekommen habe, gar nicht so breitgetreten worden.
Pseuspektive - 28. Mai, 22:03

Gib ab, die kleinkarierten Korsetts. Aber behalte die Schutzengelflügel, sie tragen.
testsiegerin - 29. Mai, 08:25

@ sabine: noch einmal danke für die info. ich kenn diese anthologie ja gar nicht, das mag durchaus sein, dass die wirklich hochwertig ist.
aber kennst du leute (außer die autorInnen und ihre großmütter), die lyrik-anthologien lesen?

@ pseuspektive: das kleinkarierte wurde schon entsorgt. ich hoffe, ich brauche es nicht mehr. weißt du, so ein kleinkariertes korsett, das gibt schon auch halt manchmal, wenn man sich an sonst nichts halten kann, weil alle inneren und äußeren werte verschwimmen.
U. (Gast) - 10. Jun, 18:02

Ja.

Ich mach sowas. Ich lese Anthologien. Und das Jahrbuch der Lyrik ist wirklich eine der empfehlenswerten. Die Herausgeber wechseln jedes Jahr (letztes Jahr Christoph Buchwald und Silke Scheuermann) und somit wechselt auch der Blick auf aktuelle Lyrik immer ein wenig. Das Jahrbuch der Lyrik ist dabei übrigens nicht so eine Anthologie, die 500 unbekannte und unbegabte Autoren auf ebensovielen Seiten vereint - sondern durchaus ein Blick auf das aktuelle Schaffen namhafter Lyriker. Und auch auf das solcher, die erst namhaft werden wollen.

Grüße,
U.
testsiegerin - 10. Jun, 21:49

ah! da ist der leser der lyrik-anthologien! sehr erfreut ;-)

ich kenne das jahrbuch nicht, ich war nur skeptisch, weil ich an diese nationalbibliothek der lyrik und so dachte. die dann schweineteuer verkauft wird und die autorInnen fühlen sich als große dichter.

ich nehme alles zurück.
mona lisa (Gast) - 29. Mai, 08:04

Das Gedicht gefällt mir! Befinde mich auch in einer "Ausmistungsphase", schwierig ist dabei zu erkennen, was brauche ich von dem "Mist" noch bzw. was von dem was noch vorhanden ist, ist Mist und was nicht.Manches ist ja auch so bequem, so gewohnt ... - es sei denn es handelt sich um Korsetts.
Hast du etwas dagegen, wenn ich auf dieses Gedicht veweise?

testsiegerin - 29. Mai, 08:20

nein, natürlich kein problem.
danke.
et engelsche (Gast) - 19. Jul, 18:38

Was mache ich mit meinem alten Heiligenschein?
Er drückt so.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

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