Wenn die Dämmerung
den Tag auslöscht
schleicht die Lust
aus den Löchern
Sie
legt jede Hemmung ab
die Kleider
lässt sie ihm
Haut reibt an Haut
Finger wühlen
schmutzige Gedanken
in nasses Fleisch
Seine Lippen
buhlen flüsternd
mit seinen Händen
Schamloses
zwischen ihre Schenkel
Sie schält die Stunden
vom Handgelenk
verschüttet
die letzten Tropfen
des Tages
Er benutzt
ihren Leib
und die nackte Seele
unverschämt
Wenn das Morgenrot
der Nacht
den Atem nimmt
drängen
Scham und Schuld
aus ihren Poren
und haucht
er
ihr
Liebe ein
und Licht trocknet
die Sünde von ihrer Haut
testsiegerin - 16. Jan, 00:42
„Elisabeth Kleist“
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Hallo? Verdammt noch mal, wer ist da? Schon wieder irgendein dreckiger Stalker?“
Jetzt konnte sie ihn lächeln hören.
„Belästigen sie dich so oft, die Stalker? Na kein Wunder. Schön, deine Stimme zu hören, Elisabeth. Du weißt, ich liebe es, wenn du fluchst.“
„Paul.“
„Ja?“
„Nichts. Einfach Paul.“
„Ja.“
Ihr wurde warm. Sehr warm. Sie wusste nicht, wie er aussah. Wollte es auch gar nicht wissen. Sie wusste kaum etwas über sein Leben, seinen Alltag, und er nichts über ihren. Auch das war gut so, denn es wäre Elisabeth peinlich gewesen, wenn er wüsste, wie und wo sie lebte.
Sie waren einander nicht Alltag, sondern Luxus. Aber diese Stimme, die war ihr mittlerweile vertraut. Sehr vertraut. Und meistens sehr versaut.
„Wo waren wir bei unserem letzten Telefonat stehen geblieben?“, fragte sie unschuldig, dabei wusste sie es genau. In ihren Fantasien waren sie stehengeblieben, immer und immer wieder, in ihren verschwitzten Begierden, in dreckigen Gedanken, die sie mit niemandem sonst so teilen konnte wie mit ihm. Elisabeth schämte sich manchmal für diese Fantasien. Ein bisschen wenigstens.
„Ich nehme an, wir haben über Weltpolitik diskutiert und die Theorien der Vertreter des deutschen Idealismus erläutert“, sagte Paul.
„Ich nehme an, wir haben übers Ficken geredet.“ Elisabeth errötete und schluckte die letzten Reste ihrer Hemmungen hinunter, „darüber, wie du dich erst sanftzart an mir reibst und mich dann hart von hinten nimmst. Und mir dabei total dreckige Sachen ins Ohr flüsterst.“
„Das liebe ich an dir, Elisabeth. Du kommst immer gleich zur Sache. Aber du weißt schon, ich kann mit jemandem so richtig versaut nur reden, mit dem ich auch über die Verbriefungen zweiter Stufe der Subprime-Kredite und über Hegel reden kann.“
„Hegel war ein Arschloch. Er wähnte den Staat in Gefahr, wenn Frauen an der Spitze der Regierung stehen, weil diese seiner Ansicht nach nur nach zufälliger Neigung handelten und nicht im Sinne der Allgemeinheit.“
„Und? Hatte er nicht Recht? Ist unser Staat denn nicht in Gefahr?“ Er liebte es, sie zu provozieren. Er wusste, dass sie sich nach solchen Diskursen wie Wachs in seinen Händen formen ließ.
„Arschloch“, zischte sie in den Hörer.
„Wer? Hegel?“
„Du auch.“
„Immerhin eignen sich Hegels Meinung nach Frauen besonders zum Klavierspielen. Egal, für mich ist er der Philosoph, der seine Zeit in Gedanken fasst. Spannend an Hegel ist ja, dass das nach ihm niemals mehr so gelingen kann - danach, nach diesem ungeheuren Systementwurf, entlarvt sich alles als pure Ideologie. Insofern ist der Mann für mich zumindest ein notwendiges Arschloch.
„Ich muss dir etwas sagen, Paul.“
„Ja?“
„Ich kann gar nicht Klavierspielen.“
„Ich weiß. Du beherrscht das Blasen sicher besser. Ich hätte gern, dass du diese Kenntnisse endlich mal bei mir anwendest. Ich stell mir grad vor, wie du vor mir kniest, mich demütigst anschaust und ich dich an den Haaren näher zu mir ziehe.“
Sie kicherte. Sie seufzte. Sie stöhnte.
„Wo ist deine Hand denn gerade?“, wollte er wissen.
„Da, wo sie hingehört, wenn ich mit dir rede. Unter der Decke.“
„Brav. Stell dir einfach vor, es wäre meine.“
„Red weiter“, raunte sie jetzt. „Von mir aus über die Phänomenologie des Geistes. Hör jetzt bitte einfach nicht auf zu reden.“
*
„Schnell“, rief die Stationsschwester der geriatrischen Abteilung Sonnenblume, „ein entsetzlicher Schrei aus Zimmer 31. Die alte Kleist. Wahrscheinlich ist sie aus dem Bett gestürzt.“
„Ach was“, grinste der Pfleger, „die hat bestimmt wieder mit Herrn Paul vom Zimmer 23 telefoniert.“
testsiegerin - 30. Dez, 12:27
„Komm schon, das brauchen wir nicht.“
„Ja, Mama.“
Artig, aber traurig legte Paul die Marzipankartoffeln zurück ins Regal. Ebenso die Zimtsterne und die Lebkuchenherzen.
„Ach Paul“, seine Mutter ging in die Knie und nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Wir feiern Weihnachten wie immer. Wir hängen selbst gemachte Leckerbissen an den Baum und heute Abend basteln wir eine Krippe, ja? Das hat dir doch auch sonst immer Spaß gemacht.“
„Es ist halt nur, weil am Feiertag Besuch kommt. Das hatten wir sonst nie.“
„Du hast dir den Besuch doch gewünscht und Nilüfer und ihre Eltern eingeladen. Freust du dich nicht darauf?“
„Ja, schon. Aber ich mag nicht, dass die denken, wir feiern gar nicht gescheit Weihnachten.“
„Das sind doch eh Türken, Paul. Ich glaube, die interessieren sich gar nicht dafür. Und jetzt lass uns Schnitzelsterne backen.“
Nilüfer war erst seit ein paar Wochen in seiner Klasse. Er wusste nicht, ob ihr Weihnachten egal war. Aber er wusste, dass es ihr überhaupt nicht egal war, wenn die anderen Kinder Nil-Ufer zu ihr sagten. Dann blitzten ihre dunklen Augen gefährlich.
Während die Sterne in der Pfanne brutzelten, rollten Paul und seine Mutter kleine Kugeln aus Faschiertem.
„Die schauen doch aus wie Marzipankartoffeln, oder? Nur schöner.“
Paul seufzte. Nur zu gern hätte er ein paar Süßigkeiten genascht. Was konnte er denn dafür, dass sein Vater Fleischhauer war und seine Eltern den Ehrgeiz hatten, alles selbst herzustellen?
„Hier kommt der Baumschmuck.“ Mit einer großen Metallschüssel betrat Fleischermeister Braunschweiger die Küche.
Frankfurter Würstel waren da drin, Cabanossi, die Fleischbällchen und Salamischeiben auf silbernen Schnüren. „Hmm“, sagte Pauls Vater und steckte sich einen Christbaumbehang in den Mund. „Soll die Currywurst auch auf den Baum?“
„Nein, die essen wir heute zu Abend“, sagte Pauls Mutter. „Wenn wir fertig sind mit der Krippe.“
Den Stall und die Krippe stellte Papa aus langen dünnen Salamis her, die von Zahnstochern zusammengehalten wurden. Während dessen formte Mama jede Menge Köpfe, Arme, Beine und Körper aus Leberpastete. Paul durfte das Jesuskind erschaffen. Dazu hatte er sich Zwiebelstreichwurst ausgesucht. Er legte es in die Salamikrippe und deckte es mit einer Scheibe luftgetrocknetem Schinken zu.
„Und nicht wieder was aufessen“, ermahnte seine Mutter ihn und sie lachten. Vor zwei Jahren, da war Paul nach dem Eislaufen so hungrig gewesen, dass er den Josef auf eine Schnitte Brot geschmiert hatte.
Weil Paul den ganzen Tag weder Engel, Hirten, oder Könige noch den Josef oder die Maria angerührt hatte, knurrte ihm am Heilgen Abend der Magen. Er verdrückte drei Currywürste, bevor er sich über seine Geschenke hermachte.
Als erstes packte er ein Kinderbuch aus: „Zwei Krakauer auf Wanderschaft.“ Ein Computerspiel lag auch unter dem Christbaum, „Fred, der Fleischer“ hieß es und man musste Würstel zählen und sortieren und ans richtige Geschäft ausliefern.
Das schönste aber war ein richtiger Verkaufsstand mit Wursttheke und Grill. Dazu gehörte eine Schürze mit der Aufschrift „Pauls Brathendl“ und eine weiße Mütze. Den ganzen Abend verkaufte Paul seinen Eltern die selbst gemachten Köstlichkeiten und langte selbst auch ordentlich zu.
Ein richtig schönes Weihnachtsfest war das.
In der Nacht darauf jedoch bekam Paul Bauchweh. Nicht wegen der Currywürste, die waren von bester Qualität, sondern weil er sich auf Nilüfer freute. Und sein Bauch zwickte noch ein wenig fester, als ihm einfiel, dass sie die einzige in der Klasse war, die nie von seinen Leberkässemmeln abbeißen wollte.
*
„Was um alles in der Welt ist denn hier passiert?“ Der Fleischermeister stand fassungslos im Wohnzimmer und betrachtete kopfschüttelnd den Weihnachtsbaum. „Hildegard? Warst du das?“
„War ich was? Warum soll ich immer alles gewesen sein? Worum geht‘s denn überhaupt? Du machst immer ein Geschrei wegen jedem...“ Die Fleischermeisterfrau verstummte. Schnaufte. Holte tief Luft.
Zwischen all den wunderbaren Würsteln und Salamis baumelten Karotten, Salatblätter und Fisolen. Unter den Ästen stand sogar eine Schüssel mit Äpfeln und Bananen. Pauls Mutter brach in Tränen aus. So laut heulte sie, dass sie Paul mit ihrem Schluchzen weckte.
„Aber Mama!“, erklärte Paul. „Das ist doch nur, weil Nilüfer und ihre Familie Vegaterrianer sind.“
Jetzt konnten sich Pauls Eltern ein Lachen nicht verkneifen. „Vegetarier heißt das“, erklärte Papa.
Plötzlich wurde Mama wieder ernst. „Willst du damit etwa sagen, die essen kein Fleisch?“
„Nein. Das essen sie nicht. Nilüfer beißt nicht mal in eine Wurstsemmel.“
Pauls Papa kratzte sich am Kinn. Knetete sein Ohrläppchen. Runzelte die Stirn. Er dachte nach. „Vielleicht essen sie ja nur kein Schweinefleisch“, hoffte er. „Wegen ihrer Religion. Die Schnitzel sind ja aus Kalbfleisch und im Kühlhaus hab ich noch Lamm. Türken mögen Lamm. Das braten sie doch in jedem Hinterhof, soviel ich weiß.“
„Ja, Nilüfer mag Lamm. Aber nur zum Streicheln. Wir waren letzte Woche mit der Schule bei einem Schäfer. Ich werde übrigens auch mal Schäfer. Das ist total lässig.“
„Wo bitte ist das lässig? Bei jedem Sauwetter im Regen stehen und Schäferhunde dressieren. Du übernimmst natürlich das Geschäft.“
*
Pünktlich um zwölf klingelte es. Familie Gümüs stand vor der Tür. Vollbepackt mit Schüsseln, Pfannen und Töpfen.
„Danke für den Einladung“, sagte Herr Gümüs. „Wir haben uns sehr gefreut.“
Paul bekam Herzklopfen und feuchte Hände, als er Nilüfer sah. „Komm, ich zeig dir meine Geschenke!“, rief er und zog sie in sein Zimmer.
„Ich hab auch ein Geschenk für dich“, säuselte sie, als er ihr den Hendlstand und das Computerspiel gezeigt hatte. Paul bekam einen roten Kopf. An ein Geschenk für Nilüfer hatte er gar nicht gedacht vor lauter Aufregung.
„Ich muss mal schnell aufs Klo“, log er deshalb, rannte aus dem Zimmer und schloss sich im Badezimmer ein. Wo sollte er jetzt so schnell ein Geschenk herbekommen? Eins das für Nilüfer taugte. Und eins, das auch noch aussah wie ein Weihnachtsgeschenk. Paul öffnete das kleine Schränkchen mit Mamas Schätzen.
Nein, Augenmalfarbe und Lippenstift brauchte Nilüfer nicht. Eine glitzernde Haarspange fand er, die könnte ihr gefallen. Paul lief in die Küche, wo Frau Gümüs seiner Mama die türkischen Speisen erklärte. Paul zupfte an Mamas Kleid und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte und gab ihm sogar ein eine kleine leere Schachtel aus der Schublade.
„Jetzt hätte ich doch fast mein Geschenk für dich vergessen.“ Paul hielt ihr das Schächtelchen hin und Nilüfer strahlte.
„Mann, ist die cool! So eine hab ich mir schon immer gewünscht. Danke!“ Sie drückte Paul ganz fest. „Und jetzt mach deins mal auf.“
„Ach ja.“ Paul fasste sich an den Kopf. Er war so durcheinander, dass er sein eigenes Geschenk ganz vergessen hatte.
Hastig rupfte er das Goldband ab und riss das bunte Papier auf.
„Oah… boah…“, verschlug es ihm die Sprache.
„Kinder, Essen ist fertig!“ tönte es aus der Küche. Aber Paul saß mit seligem Gesichtsausdruck da, die Dose in der Hand. Es war nicht irgendeine Dose, sondern eine mit Spongebob Schwammkopf drauf. Und in der Dose war ein Schwamm. Natürlich nicht irgendein Schwamm, sondern einer mit Händen, Hose und dem Gesicht von Spongebob.
„Mama? Darf ich heute noch baden?“
„Ooooh, ist das schön.“ Nilüfers Augen glänzten. Auf dem großen runden Esstisch brannten ungefähr fünfzig Kerzen und Teelichter. Nilüfer und Paul saßen zwischen ihren Mamas. Auf der Seite der Eltern Gümüs standen die vegetarischen Speisen und bei den Braunschweigers die fleischigen.
„Guten Appetit!“
„Afiyet olsun!“
Pauls Papa schaufelte Schweinsbraten mit Kraut und Knödel auf seinen Teller, seine Mama nahm sich Rosmarinlamm mit Speckbohnen. Frau Gümüs schöpfte Kichererbsensuppe in ihre Suppentasse und ihr Mann bediente sich am Zucchini-Auflauf.
Nilüfer schaute. Erst auf die vielen verschiedenen Speisen und dann fragend zu ihrer Mutter.
„Ja, Nilüfer?“
„Darf ich einen Schnitzelstern haben?“
„Kein Schweinefleisch“, beeilte sich Herr Braunschweiger zu sagen. „Das sind Kalbsschnitzerl.“
Frau Gümüs blickte zu Herrn Gümüs. Der nickte.
„Du Mama. Von der Gans kann ich ja die nächsten Tage noch was haben. Du bist eh nicht böse, wenn ich das türkische Essen koste?“
„Aber nein, Pauli. Iss nur!“
Paul zwinkerte Nilüfer zu und kostete als erstes ein gefülltes Weinblatt.
„Reis, Pinienkerne und Rosinen sind da drin“, erklärte Frau Gümüs.
„Hmmm.“ Mehr traute er sich mit vollem Mund nicht zu sagen. „Und was ist das?“
„Imambayildi.“
Und schon stopfte er sich ein großes Stück davon in den Mund.
„Aber Vorsicht“, sagte Nilüfer. „Das bedeutet: Der Imam fiel in Ohnmacht.“
„Wer ist Imam“, fragte Paul. „Dein Bruder?“
Nilüfer lachte. „Das ist ein Vorbeter.“
Paul fiel nicht in Ohnmacht. Die gefüllten Melanzani schmeckten nämlich köstlich.
„Entschuldigung, dass wir kein Fleisch essen“, sagte jetzt Herr Gümüs, als schien er es zu bedauern. „Aber darf ich bitte probieren von die Knödel und Sauerkraut?“
Papa Braunschweiger wandte sich von der Waldviertler Weihnachtsgans ab und ließ seinen Blick über die türkisch-vegetarische Tischhälfte schweifen. „Sind das da Palatschinken?“
„Gözleme heißen die. Gefüllt mit Schafkäse und Spinat.“ Frau Gümüs lud ihm drei davon auf den Teller.
Er schnitt ein Stück ab und biss zögerlich hinein, nickte kurz und verspeiste dann den Rest in Nullkommanix.
„Können Sie meiner Frau bitte das Rezept geben, Frau Gümüs? Das schmeckt ja hervorragend.“
Die beiden Kinder schlichen sich davon. „Ich glaub, die brauchen uns nicht mehr“, sagte Paul. „Weißt du, Erwachsene tun sich manchmal ein bisschen schwer mit neuen Freunden und fremden Sitten.“
testsiegerin - 22. Dez, 12:16
Spuren will ich
hinterlassen
auf deinem Leib
Dein Herz
entzünden
mit meinem Brennen
Ein Stück deines Weges
säumen
mit meinem Lachen
am liebsten das, das noch vor dir liegt
testsiegerin - 19. Dez, 19:51
„Was suchst du da?“ fragt er und legt die Beine hoch.
„Den Sinn.“ Sie kriecht stirnrunzelnd auf allen Vieren durch das Wohnzimmer.
„Welchen?“
Sie hält kurz inne. Was für eine Frage. Welchen wohl? Den Sinn in ihrem Alltag, ihrer Ehe, in ihrem Beruf, in ihrem Inneren.
„Den Sinn des Lebens halt.“
„Aha.“
Ihre Finger gleiten über den Teppich, berühren den seidigen, weichen Flor und spielen damit. Sie erinnert sich an den Wintertag, an dem sie ihn gekauft haben. In der Wohnung roch es nach frischer Wandfarbe, toskana-orange, draußen roch es nach gebratenen Esskastanien, maroni-braun.
Drinnen wie draußen schmeckte es nach frischverliebten, wilden Küssen. Es fühlte sich nach Anfang an, nach Hoffnung und einer gemeinsamen Zukunft.
An einer Ecke hebt sie den Teppich ein Stück hoch und fühlt den den Holzboden darunter. Jungfräulich sauber ist er dort, wo er seit Jahren geschützt wird. Ihre Finger spüren noch etwas unter dem Teppich. Etwas kaltes, glattes. Eine schwarz-braune Glasmurmel. Sie betrachtet sie sentimental. „Das schau her! Das Auge von Bruder Grimm. Weißt du noch? Trixi hat es ihm in einem Wutanfall aus dem Kopf gerissen, nachdem ich ihn gewaschen habe.“
Er brummt. Ihr Mann, nicht der Teddy ihrer mittlerweile 14jährigen Tochter.
Jahrelang hat sie ihn überallhin mitgeschleppt und irgendwann hat er ekelhaft gestunken.
„Sie hat dir eh verboten, ihn zu waschen“, sagt er, „aber du hast dich natürlich nicht daran gehalten.“
Sie seufzt. „Ich weiß. Danach roch Bruder Grimm zwar nach Seife und Lavendel, aber er hat keinen Ton mehr von sich gegeben. Neben dem Dreck war auch seine Seele herausgewaschen.“
„Dann dusche ich heute lieber nicht mehr.“ Er lächelt. „Wäre schade um meine Seele.“
Sie kriecht zu ihm und lehnt sich gegen seine Beine. Ich kann ihn immer noch ziemlich gut riechen, denkt sie. Das ist gar nicht nichts. Im Ofen knistert das Buchenholzfeuer und wärmt Körper, Seelen und einsame Teddybärenaugen.
Sein Kuss schmeckt nicht mehr frischverliebt und wild, sondern nach Schmalzbrot mit Knoblauch. Er schmeckt nach einer Mischung aus Langeweile und Vertrautheit, gemeinsamen Siegen und Niederlagen, nach Zweifeln und Angst. Sie schließt die Augen. Nicht schauen jetzt, nur fühlen. Ha!, denkt sie und ihr Herzschlag beschleunigt sich. Ganz vorne an der Zungenspitze schmeckt der Kuss immer noch ein bisschen nach Hoffnung.
Sie löst sich von seinen Lippen, streicht den Cordrock glatt und steht auf.
„Fertig mit Suchen?“ fragt er und greift zur Zeitung.
„Ja. Ich hab an der falschen Stelle gesucht.“
„Wo ist die richtige?“
„In mir. Wenn es ihn überhaupt gibt, dann muss er in mir sein. In all meinen Sinnen. Sonst nirgends.“
testsiegerin - 8. Dez, 18:59
Heute war ich bei der Abschiedsfeier meiner ehemaligen Knastkollegin.
Deshalb dieser Brief:
Liebe M.,
als deine Kollegin mich zu deiner Abschiedsfeier eingeladen hat, da kamen sie alle wieder hoch. Alle Erinnerungen aus meiner Zeit hier, die ich zum Teil mit dir gemeinsam verbracht habe.
„Wissen Sie“, sagte der - damals - schöne ärztliche Leiter an meinem ersten Arbeitstag und ging ununterbrochen auf und ab, so dass mir fast schwindelig wurde, „das ist hier kein Knast, sondern mehr eine therapeutische Einrichtung.“ Ich nickte. „Auch, wenn das nicht alle hier wahrhaben wollen“, fügte er hinzu.
„Wissen Sie“, sagte der nicht so schöne, massige Anstaltsleiter hinter seinem massigen Schreibtisch wenige Minuten später und zwirbelte seinen Schnurrbart, „das ist ein Gefängnis. Sehen Sie mal, es sind Gitter an den Fenstern.“ Ich nickte wieder. „Auch wenn das hier nicht alle wahrhaben wollen“, fügte er auch er hinzu.
Schon damals war mir klar: Hier sind nicht nur die Insassen verrückt. Ich fühlte mich zu Hause.
„Wissen Sie“, sagte einer der Bewohner an eben diesem ersten Arbeitstag. „Ich muss Ihnen ein Geheimnis anvertrauen. Ich hab eine Rasierklinge verschluckt.“ Wenigstens fügte er nicht „auch wenn das hier nicht alle wahrhaben wollen“ hinzu.
Nun komme ich ja aus einer Familie, in der man für gewöhnlich Nudelsuppe, Schweinebraten und Topfennockerl, höchstens einmal irrtümlich einen Kirschkern schluckte. Selbst da hatte ich das Gefühl, ich befinde mich in akuter Lebensgefahr, weil Oma davon überzeugt schien, dass nun in meinem Bauch ein Kirschbaum wächst. Als Mutprobe haben wir Regenwürmer gegessen. Niemals hätten wir gewagt, Löffel oder gar Rasierklingen zu schlucken.
„Gilette oder Wilkinson?“, fragte ich deshalb ungläubig.
„Weißt du“, klärte mich die Kollegin mit der Quietschstimme über das Ungleichgewicht im Ökosystem Anstaltsbiotop auf, „eine Sozialarbeiterin gilt hier als der natürliche Feind des Justizwachebeamten. Man betrachtet uns als naive Sozialromantikerinnen und linke Gutmenschen.“
Sie hatte Recht. Ich war sozial, romantisch und links. „Was ist schlecht daran, ein guter Mensch zu sein?“, fragte ich naiv. „Wäre es besser, ein schlechter zu sein?“
Ich hatte viele Fragen in meiner Anfangszeit: „Wie kann ich die Patienten von den Pflegern, Therapeuten und Psychiatern unterscheiden?“, flüsterte ich ihr zu, denn für mich wirkten alle ähnlich irre.
„An den Schlüsseln“, sagte sie, „ausschließlich an den Schlüsseln. Je größer der Schlüssel, umso wichtiger fühlen sie sich.“ Ich grinste. Das war nicht nur mit Schlüsseln so.
„Und was mache ich, wenn der Kerl, der die Frauen von hinten erschlagen hat, in meiner Nähe ist?“
„Geh einfach nie vor ihm.“
Die Zahl meiner natürlichen Feinde in der Anstalt wuchs von Tag zu Tag.
Als die Vergangenheit von Waldheims Ross in der SA bekannt wurde, trugen linke Gutmenschen wie ich als Zeichen ihrer Verachtung einen Sticker mit dem durchgestrichenem Buchstaben W.
„Frau Fallnbügl bitte dringend in die Anstaltsleitung kommen“, tönte es aus den Lautsprechern, kaum hatte ich die Schleuse passiert.
„Ich dulde politische Äußerungen in meiner Anstalt nicht“, polterte der Leiter. „Nehmen Sie diesen Anstecker sofort ab.“
„Wieso politisch?“ schaute ich ihn rehäugig an. „Ich bin gegen das Waldsterben. Sie etwa nicht?“
Als ich nach einem Außendienst erst später als üblich kam, bekam ich zu hören: „So gut möchte es mir auch einmal gehen, dass ich erst zu Mittag da eintrudle.“
„Hättet’s halt auch etwas gescheites gelernt“, schnappte ich, dabei hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, tatsächlich etwas gescheites gelernt zu haben.
Oft liefen mir die Tränen über die Wangen, nachdem ich am Abend die Anstalt verlassen hatte. Aber immer erst draußen, drinnen nie. Die sollten nicht sehen, wie schwach ich mich fühlte. Die sollten denken, ich wäre so stark, wie ich mich gab.
Schließlich musste ich etwas beweisen. Meinem Vater, vor allem aber mir selbst. Heute denke ich, dass es völlig verantwortungslos ist, junge Sozialarbeiterinnen ohne Berufserfahrung hier arbeiten zu lassen. Damals wollte ich kämpfen. Damals habe ich gekämpft. Sogar vor Gericht bin ich gezogen, weil ich überzeugt davon war, dass mir für meine Arbeit die Gefahrenzulage zusteht.
Ich habe viel gelernt in diesen Jahren. Über Menschen, vor allem aber über den Umgang mit der Macht. Darüber, dass man Ideale nicht über Bord werfen darf, nur weil man Gegenwind spürt. Auch wenn man weiß, dass man in solchen Systemen nur schwer etwas verändern kann.
Ich erinnere mich noch an eine Arbeitsgruppe zum Strafvollzugsgesetz. „Die Insassen sind mit Sie und mit Herr und Frau vor ihrem Namen anzusprechen“, haben wir ins Gesetz hineinreklamiert. Heast Deppada, oder im besten Fall Heast Oida schienen uns nicht angemessen.
Wir fühlten uns wie Revolutionärinnen.
Einmal wurde ich auf dem Nachhauseweg von der Polizei verfolgt. Mit Blaulicht. Nein, nicht wegen des Anti-Waldheim-Waldsterben-Stickers. Auch nicht wegen Schnellfahrens. Ich hatte selten Autos, mit denen man zu schnell fahren konnte. Ich hatte vergessen, den Anstaltsschlüssel abzugeben.
Kollegen und Kolleginnen kamen und gingen. Manche Kolleginnen heirateten sogar Insassen.
Du kamst und gingst nicht. Während ich wütend war und verzweifelt, zornig und traurig, dann warst du nach außen hin immer gelassen, geduldig und ruhig. Das hab ich an dir bewundert. Deine Kraft war nicht laut und polternd wie bei mir, sondern eine leise und stille Kraft. Eine, die vor allem durch ihre Sanftheit so stark war.
Bei dir hatte man nicht das Gefühl, dass du jemandem etwas beweisen musst, obwohl es wahrscheinlich auch so war. Wahrscheinlich mussten wir alle ständig etwas beweisen. Wer sonst arbeitet freiwillig mehr als zwanzig Jahre in einem Haus voller Verrückter.
Es sind viele Erinnerungen geblieben aus der Zeit. Vor allem aber drei Menschen, die mir immer noch sehr, sehr wichtig sind. Die Ergotherapeutin, du und mein Mann.
Vor ein paar Jahren hat meine Tochter in einem Schulaufsatz über mich geschrieben: Meine Mama ist Sachwalterin. Sie kümmert sich um behinderte Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können. Vorher war sie dreieinhalb Jahre im Gefängnis. Dort hat sie meinen Papa kennengelernt. Seit damals behandelt die Lehrerin sie sehr respektvoll.
Ja, ich hab Erfahrungen und Narben davongetragen aus der Anstalt. Und sogar mein Sohn hat eine Narbe auf der Stirn, und kann mal erzählen, dass er sich die im Gefängnis geholt hat. Er war ein Jahr alt, als er bei der Weihnachsfeier mit dem Kopf gegen das Podium gekracht ist und genäht werden musste.
Danke für deine Freundschaft. Danke, dass du für mich da warst, als es mir schlecht ging. Da kamst du mit zwei riesigen vollgefüllten Billa-Sackerln, weil du wusstest, dass wir keine Kohle hatten. Vor allem aber kamst du mit deinem großen, offenen Herzen. Mit deinem Herzen, das die Menschen einfach so nimmt, wie sie sind. Auch wenn wir uns nicht oft sehen, fühle ich mich dir nahe. Danke, dass du immer noch eine so wichtige Rolle in meinem Leben spielst.
Jetzt ist es an der Zeit, dass du in deinem Leben die Hauptrolle spielst. Lass es dir gut gehen in der Pension. Schau auf dich. Scheiß auf den Seniorenteller und auf halbe Portionen. Gönn dir, was dir zusteht. Das pralle Leben.
testsiegerin - 6. Dez, 18:57
Verena, 19:52
Lieber Bernd,
Ich komm grad nach Hause. Hatte einen anstrengenden Arbeitstag und einen noch anstrengenderen Punschtrunk am Christkindlmarkt. Bist du zufällig grad am Computer? Ich muss nämlich jetzt noch Vanillekipferl machen und mit einem Mail von dir ginge das viel leichter.
Vernena, 20:15
Hm. Schade, Bernd. Ich mach schnell mal den Teig, und wenn der rastet, dann raste ich auch und schau, ob in der Zwischenzeit ein Mail von dir da ist. Wer rastet, der rostet, sagt man, aber die Vanillekipferl sind mir noch nie gerostet. Wenn du die riechst, wird deine Seele warm und gesund.
Weißt du, Weihnachten ohne Vanillekipferl sind irgendwie wie Kugelschreiber ohne Minen. (oder Mienen?, das weiß ich nie.)
Ich küsse dich zärtlich.
Bernd, 20:16
Tja, tolles Timing. Jetzt wäre ich nämlich da. Aber du bist nicht da. Dabei mag ich es so gern, wenn du da bist, leicht beschwipst vom Punsch und so ein klein wenig oder ein groß viel hemmungslos.
Ich küsse dich auch. Die Stelle darfst du dir aussuchen. Kommst du eh gleich? Ich mag es nämlich auch gern, wenn du gleich kommst *grinst anzüglich*
Verena, 20:30
Du immer! Ich erzähl von Vanillekipferl und du denkst an Sex. Ich komm eh gleich. Musste mir von der Nachbarin Butter ausborgen. Gleich bin ich fertig mit Kneten und dann bin ich ein bisschen da.
Weißt du, Vanillekipferl haben für mich so etwas Friedliches. Sie versetzen mich in meine Kindheit zurück. Sie riechen nach Zeit und Stille, nach Geborgenheit und Harmonie. Nach Herzklopfen und Vorfreude.
Bernd, 20:31
Ich muss gestehen, ich bin froh, wenn ich nicht in meine Kindheit zurück versetzt werde. Mein Vater hat mal eine elektrische Rasenschere zu Weihnachten bekommen und alle Zimmerpflanzen damit gemäht und die Zweige des Christbaums mitsamt der Kabel für die elektrische Beleuchtung auch. Die Schere hat sehr gründlich geschnitten. Das war das letzte gemeinsame Weihnachtsfest in der Familie.
Ich will auch wieder Vorfreude aufs Kneten. Beeil dich bitte, ich müde und angeschlagen und möchte bald ins Bett. Hättest du nicht statt Butter einfach Margarine nehmen können?
Verena, 20:45
Sag mal, du spinnst wohl! Vanillekipferl kann man doch nicht mit Margarine machen. Das ist eine Todsünde. Das ist wie mit einem FPÖ-Kugelschreiber schreiben. Dann schon besser mit einem ohne Mine.
Es tut mir leid, dass du als Kind Scheiß-Weihnachten hattest. Aber meine musst du mir deshalb nicht verderben.
Bis gleich, ich muss Vanillemark aus der Schote schaben und mit dem Zucker vermischen. Ich liebe den Duft nach Vanille. Vielleicht solltest du auch ein paar Kipferl essen. Vanille wirkt beruhigend auf die Nerven und bekämpft Abgeschlagenheit.
Bernd, 20:46
Wusstest du, dass das Wort Vanille und das Vagina miteinander verwandt sind (Hülse, Schote)? Zweiteres wirkt zwar eher anregend als beruhigend auf mich, meine Abgeschlagenheit würde sie allerdings auch bekämpfen. Und der Duft deiner... (gerät ins Schwärmen)
Meine Oma hat die Vanillekipferl übrigens immer mit Vanillinzucker vom Hofer gemacht. Der ist wesentlich billiger, und du jammerst doch eh immer über Geldprobleme.
Verena, 21:00
Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich!
Und deine Oma auch. Die Vanille ist die Seele vom Vanillekipferl. So wie die Zwiebeln die Seele vom Gulasch sind und die Seele vom Kugelschreiber... boahh, du bringst mich auf die Palme. So sehr, dass mir nicht mal eine passende Metapher einfällt.
Ich geh jetzt die Kipferln wutzeln. Dauert.
p.s.Hast du eigentlich noch etwas anderes als Sex im Kopf?
Bernd, 21:01
Oh. Die Kipferl wirken bereits! Ich merke schon die beruhigende und harmonisierende Wirkung der Vanille und den friedlich-freundlichen-Geborgenheits-Kindheits-Erinnerungsdurft. Riech bitte nicht zuviel daran, und räum dann die scharfen Messer weg, sonst passiert heute noch ein Mord.
Bernd, 22:25
Bist du jetzt sauer auf mich oder wutzelst du noch?
Bernd, 23:02
Hey, ich hab das nicht böse gemeint. Komm her zu mir. Du hast ja Recht, Vanillekipferl mit Margarine und billigem Vanillinzucker sind absolut Scheiße. Sie sind wie dunkelschwarze Kugelschreiber vom Opus Dei mit oranger BZÖ-Mine, die nicht schreibt. Und essen kann man die auch nicht.
Bernd, 23:37
Verena, alles in Ordnung mit dir? Ich mach mir schon Sorgen. Oder hast du dich aus Kummer über meine flapsigen Bemerkungen mit dem Vanillekipferlteig erhängt? Wie kann ich Abbitte leisten? Du darfst mich zur Wiedergutmachung mit Vanillekipferln füttern, bis ich kotze, ja?
Verena, 00:17
Gar nichts ist in Ordnung, Bernd, gar nichts. Ich sitze hier und heule Rotz und Wasser. Stell dir vor, sie sind alle zerbrochen. Wahrscheinlich die negativen Schwingungen von dir. Danke.
Ich bin so sauer! Und ich geh jetzt ins Bett.
Schlaf gut!
P.S. Vielleicht kotzt man ja von den Pseudovanillekipferln deiner Großmutter. Aber von anständigen Vanillekipferln mit Butter und echter Vanille speibt man nicht. Die schmecken nämlich nach Frieden und Glück, Erfüllung, Kerzenschein, Freude und Geborgenheit. Wenn sie nicht zerbrochen sind.
testsiegerin - 5. Dez, 21:34
nein, lehn dich zurück, heute fahr ich nicht Schlitten mit dir. Heute rupfe ich kein Hühnchen mit dir. Heute find ich dich nicht einmal ungerecht. Sondern sehr, sehr gerecht. Und sehr, sehr schön.
Heute mag ich mich einfach bedanken. Nein, nicht für meine Augenringe und meine Cellulite (die im übrigen gar nicht so schlimm ist, seit ich regelmäßig trainiere). Heute bin ich nicht zynisch oder ironisch, sondern ich mag mich ganz, ganz ehrlich bedanken.
Du hast mir nämlich das wichtigste geschenkt, das man überhaupt haben kann. Die weltbesten Menschen um mich. Die weltbeste Familie, und die weltbesten Freundinnen. (Dass die weltbesten Freundinnen mit Taschen voller Geschenke gekommen sind, das war natürlich zusätzlich super, aber sie hätten auch was zu essen gekriegt, wären sie mit leeren Händen gekommen).
Danke, liebes Leben. Dass du ausgerechnet die für mich ausgesucht hast. Eine ziemlich bunte und verrückte Mischung an Freundinnen hast du mir da geschenkt. So richtig spannende, liebenswerte, durchgeknallte, seltsame, verrückte, starke Freundinnen halt. Keine Tussis, sondern richtige Frauen mit richtigen Leben, die sie manchmal kräftig durchbeuteln. Frauen mit einer grandiosen Mischung aus Intellekt, Humor, Geist und Kreativität. Vor allem aber mit jeder Menge Herzenswärme.
Und weißt du, was das Schönste ist, liebes Leben? Die halten mich sogar aus. Viele von denen schon seit Jahrzehnten. Die kennen meine Schwächen und haben mich trotzdem gern. Verwöhnen all meine Sinne und fördern meinen Hang zur Eitelkeit und Genusssucht auch noch mit lauter schönen, feinen und leckeren Luxusdingen. Und meine Schlamperei fördern sie auch. (Danke für den Gutschein für den Frühjahrsputz, Christine ;-))
Ja, das ist unfassbar, liebes Leben. Die mögen mich nicht, obwohl ich so bin, wie ich bin, sondern vielleicht sogar deshalb.
Und schenken mir Karten, wo draufsteht: „Ich muss nicht immer im Mittelpunkt stehen. Sitzen ist auch o.k.“
Liegen find ich auch super. Prost.
Noch etwas ganz wichtiges: Danke für meine Kinder, liebes Leben. Sie sind die weltbesten Kinder der Welt. Mein Sohn war gestern nicht bei seinen Bauern, sondern mit mir einkaufen. Und hat mit mir das Haus geputzt. (Ich hoffe, das hat jemand gemerkt ;-)) Und Frau Dr. Blubb (mit Rosis Hilfe, eh klar) hat nicht nur mich,

sondern auch meine Gästinnen mit Lippenstiften beschenkt.
Wer sonst kriegt schon Muffins mit Lippenstiften drauf.
Prost. Das nächste Glas trink ich jetzt auf dich, liebes Leben. Danke, dass du es so gut mit mir meinst. Ich werde mich bei dir revanchieren, versprochen. Ah ja, noch etwas: Sag bitte auch denen, die heute nicht da sein konnten, dass sie mitgemeint sind bei den tollen, starken, verrückten frauen. eh klar.
Deine Barbara
testsiegerin - 28. Nov, 18:04