Samstag, 1. Mai 2010

Outing

Skandal in England.
Gordon Brown – Weltmeister des Fettnäpfchenzielspringens - hat bei einer Wahlkampfveranstaltung einer bornierten, ausländerfeindlich gesinnten Frau - einer klassischen Labour-Wählerin - höflich und professionell Fragen beantwortet. Very nice to meet you, hat er zum Abschied gemeint.
In der vermeintlichen Privatsphäre seines Autos hat er dann über ebendiese bornierte Frau gesagt, dass sie borniert ist. Doch die vermeintliche Privatsphäre war gar keine, denn das Mikrophon war noch eingeschaltet und die Szene wenige Minuten später auf youtube.
Skandal!, hat die Presse gerufen und darüber berichtet. Aber nicht die Verletzung der Privatsphäre war der Skandal, sondern das Verhalten von Brown.

Zeit, mich endlich zu outen. Auch ich hab mich in meinen letzten Wahlkämpfen völlig daneben benommen. Ich hab alten, griesgrämigen Männern lächelnd Manner-Schnitten und Billigfeuerzeuge geschenkt und mir hinterher viel schlimmere Dinge als „bigott und borniert“ gedacht. Ich gebe zu, ich hab es sogar gesagt, zu meinen Genossinnen. Zum Glück waren grad zufällig keine Kameras dabei.

Jetzt könnte man natürlich sagen, dass ich in der Partei nur ehrenamtlich tätig bin und man da keine Professionalität erwarten kann. Vorsicht, jetzt kommt’s.
Auch in meiner beruflichen Laufbahn ist mir so etwas schon das eine oder andere Mal passiert. Da war ich zu Angehörigen und Beamten freundlich und aufmerksam, hab so abgrundtief falsche Dinge gesagt wie: „Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben und gekommen sind“ und bin später in der Küche so richtig über sie hergezogen. Letztens hab ich sogar über eine einflussreiche Amtsperson (der ich Stunden vorher noch unterwürfig zugenickt habe) gesagt: „Unglaublich, was der für ein präpotenter Arsch ist.“ Mein Kollege hat zustimmend genickt, nicht unterwürfig. Ich hoffe, er hat es nicht heimlich mit dem Handy aufgenommen und die Szene auf youtube gestellt, sonst bin ich beruflich und privat erledigt.
Ich gestehe, sogar über eine Kollegin hab ich schon mal im Kreis der anderen KollegInnen geschimpft, und zwar nicht auf die feine, englische Gordon-Brown-Art. Ich fürchte, sogar über meine Vorgesetzten. Manche Worte sind so unanständig, dass ich sie hier gar nicht schreiben kann. Skandal im Weinviertel.

Und das Schlimmste: Auch bei meinen KlientInnen, also sozusagen meinen WählerInnen (dabei haben die mich gar nicht gewählt, sondern mich aufs Aug gedrückt bekommen) ist mir so etwas Peinliches schon passiert. Mit denen gehe ich durchaus wertschätzend um, und in der Öffentlichkeit spreche ich auch wertschätzend über sie. Aber manchmal, wenn sie ständig Geld von mir wollen, das ich gar nicht habe, oder wenn sie mich beschimpfen und aggressiv werden und so... frage nicht, was ich dann meinen Kollegen so beim Pausenkaffee über sie erzähle.

Auch zu meiner Lieblingskollegin bin ich nicht immer nett.
„Fuck you!“, sage ich, wenn sie mitten im Sommer Schihüttenlieder singt.
„Red deutsch mit mir“, sagt sie dann.
Und ich: „Leck mich!“
Und sie: „Danke, gern.“
Gordon Brown ist ein Aristrokat, verglichen mit uns.

Ich hab das schon mit meinem russischen Therapeuten besprechen, weil ich gerne wollte, dass er mich von dieser schlimmen Angewohnheit heilt.
„Geht nicht“, hat er gesagt.
„Warum geht das nicht, du Arsch!“, hab ich ihn angebrüllt. Ich hab vergessen, was das auf Russisch heißt. Ich weiß nur noch, was Sehenswürdigkeit heißt: Dostoprimetschotjelnost.

„Geht nicht, weil Psychohygiene. Ist wichtig.“
Vermutlich auch für Gordon Brown.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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